[REQ_ERR: 526] [KTrafficClient] Something is wrong. Enable debug mode to see the reason. Wolfgang Porsche: Ärger um Porsches Privat-Tunnel: Haben die Salzburger ihre Reichen satt? – Beste Nachrichten

Wolfgang Porsche: Ärger um Porsches Privat-Tunnel: Haben die Salzburger ihre Reichen satt?

Der Porsche-Clan gehört zu den mächtigsten Familien Salzburgs und konnte sich alles leisten. Ausgerechnet an 500 Meter privatem Zufahrtstunnel erhitzen sich die Gemüter

Lange ist man in Salzburg auf seine wohlhabenden und prominenten Einwohner mächtig stolz gewesen. Nicht nur weil der reichste aller Österreicher, Red Bull-Erbe Mark Mateschitz, ein echter „Stierwascher“ ist, wie man in Salzburg die Einheimischen nennt. Man schätzte die Gesellschaft Superreicher auf diversen Festspielen und breitete den zugezogenen Milliardären aus dem deutschen Nachbarland, die in der Mozartstadt und den umliegenden Gemeinden ihr Idyll suchten, die Arme aus. 

Die Porsches und Salzburg: Lange war es ein inniges Verhältnis

Nun könnte sich daran etwas geändert haben. Zu den prominentesten Wahlsalzburgern gehört der Porsche/Piëch-Clan, der seit Generationen eng mit dem Land verbandelt ist, allerdings mehr im alpinen Pinzgau, wo die Autobauer seit Generationen eine Hausmacht sind. Den Mitgliedern der Familie gehören Bergbahnen, Skilifte, Schlösser, eine Alm sowie Anteile an Molkereien. Im Pinzgau werden die Porsches wie Könige behandelt, weil sie es dort auch irgendwie sind.

Doch Clanchef Wolfgang Porsche zieht es in die Stadt, und dort warten plötzlich Stress und Missgunst auf ihn. Die Leute, die Medien, die linken Politiker – alle regen sie sich über einen 500 Meter langen Tunnel auf, den er ganz legal baut, jedoch für sich und die Seinen exklusiv nützen will. Was soll daran verwerflich sein? Haben sich diese Nachbarn denn gemeldet, als es darum ging, den Bau zu finanzieren? 

Grüne Politiker und der kommunistische stellvertretende Bürgermeister fordern sogar, er möge seine Villa teilweise öffentlich nutzbar machen, weil dort ein berühmter Literat wohnte, Stefan Zweig. Wo waren sie alle, als das Gebäude verfiel und die Stadt nichts davon wissen wollte, es vielleicht selbst zu erwerben und zu einem öffentlichen Ort zu machen. Wieso soll also er, Wolfgang Porsche?

Porsches neue Heimat: Das Paschinger-Schlössl auf dem Salzburger Kapuzinerberg, Weltkulturerbe und ehemaliger Wohnort Stefan Zweigs
© Manfred Siebinger

Der 81-jährige Aufsichtsratschef der Porsche AG und Aufsichtsrat von Volkswagen und Audi ist sich sicher, nichts falsch gemacht zu haben. Aus rechtlicher Perspektive stimmt das vermutlich auch. Porsches 500 Meter langer Tunnel soll bei einer Parkgarage am Ende der touristischen Linzergasse losgehen und an Porsches privatem Stellplatz enden, der groß genug für neun Autos ist. Die bisherige Zufahrt ist eng und von Spaziergängern stark frequentiert, da passen die meisten Limousinen und SUVs kaum durch. Schon Stefan Zweig hatte den zauberhaften Ort als „unzugänglich für Autos und nur mit mehr als hundert Stufen zu erklimmen“ beschrieben. 

Wolfgang Porsche hat es wie immer gemacht

Mit der denkmalgeschützten und etwas baufälligen Villa hat er 2020 für stolze 8,4 Millionen Euro auch den Grund erworben, somit das Kellerrecht. Das Einfahrtrecht über die Garage erwarb er im vergangenen März per Vertrag mit 40.000 Euro Einmalzahlung. Seitdem hat er auch die Nutzungsrechte des Stückchens öffentlichen Bodens. Eine Summe, die zu gering ist, damit der Vorgang vom Gemeinderat abgesegnet werden müsste. Der frühere Interimsbürgermeister Harald Preuner von der konservativen ÖVP, der den Vertrag damals unterschrieb, bestätigt gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ all dies und kann das „Riesentheater“ kaum glauben. Die Summe sei auf Basis eines vergleichbaren Gutachtens errechnet worden. Was will das Volk also?

Für eine Stefan-Zweig-Gedenkstätte im Schlössl ist es zu spät

Ende 2021 war der von der Öffentlichkeit erst unbemerkte Besitzerwechsel des Anwesens mit der Hausnummer Kapuzinerberg 5 in der Presse noch „als neue Hoffnung“ bezeichnet worden. Die Geschichte des Paschinger Schlössls reicht in das frühe 17. Jahrhundert zurück, es diente den Fürsterzbischöfen als Jagdschloss. Nannerl Mozart gab hier Klavierunterricht, von 1919 bis 1934 lebte Stefan Zweig mit seiner Frau Friderike darin, 200.000 Manuskriptseiten soll er an diesem Ort verfasst haben. Nachdem der Jahrhundertschriftsteller vor den Nazis geflohen war, dämmerte das Schlösslein vor sich hin und wurde zum verwunschenen Sehnsuchtsort der Salzburger Bevölkerung. Lange wünschte man sich, dass hier an den großen jüdischen Literaten und NS-Verfolgten erinnert wird. Stattdessen zieht der Sohn eines SS-Mannes ein, Enkelsohn von Hitlers bestem Autobauer.

Was Wolfgang Porsche vielleicht auch entgangen war, ist ein grundlegender Stimmungswechsel. Die kommunistische Partei KPÖ Plus ist nicht nur ins Rathaus eingezogen, sie war zuvor schon zweitstärkste Partei im Land geworden. Viele Menschen haben festgestellt, dass der Zuzug der Reichen auch die kleinen Mietwohnungen unerschwinglich werden ließ und man sich von der Mondänität, die möglicherweise auf einen abstrahlt, nichts kaufen kann. Viel zu oft ist in der Vergangenheit gemauschelt und geschmiert worden. Der eine Tunnel, auch wenn er ganz legal zustande kommt, waren wohl 500 Meter an reicher Arroganz zu viel. 

Vielleicht nimmt sich Porsche ein Beispiel an seinem Vor-Vor-Bewohner Stefan Zweig, der das Schlösslein aufwendig renoviert hat: Er stattete es mit elektrischem Licht und Telefonanschluss aus, stellte darin einen Original-Sekretär Beethovens auf – und öffnete es für Künstler und Intellektuelle der Stadt.