[REQ_ERR: 526] [KTrafficClient] Something is wrong. Enable debug mode to see the reason. Inklusion: „Das ist die Arbeit, die ich mir immer vorgestellt habe“ – Beste Nachrichten

Inklusion: „Das ist die Arbeit, die ich mir immer vorgestellt habe“

Dem Fachkräftemangel in der Kita begegnen und bei der Inklusion vorankommen. Das ist das Ziel eines Pilotprojekts. Zugleich erfüllt es einer jungen Frau mit Beeinträchtigung einen großen Wunsch.

Emely Busse hat ihren Traumjob gefunden: Die 20-Jährige unterstützt seit Januar die pädagogischen Fachkräfte in der integrativen Kita „Rheinlinge“ in Mainz. „Es bedeutet mir viel, jeden Tag in die Kita zu kommen und was Schönes mit den Kindern machen zu können“, erzählt die junge Frau, die selbst eine kognitive Beeinträchtigung hat. „Das ist genau die Arbeit, die ich mir immer vorgestellt habe.“

90 Jungen und Mädchen mit und ohne Behinderung gehen in die Ganztagseinrichtung. Die Kinder sind zwischen sechs Monaten und sechs Jahre alt. Der Träger – in.betrieb, Gesellschaft für Teilhabe und Integration – hat mit Emely und der Unterstützung des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums nach eigenen Worten ein Pilotprojekt gestartet. Vergleichbares gebe es bisher nur ganz vereinzelt in Deutschland, sagt ein Ministeriumssprecher. 

Am liebsten liest Emely den Kindern vor 

„Ich lerne viel langsamer als andere“, beschreibt Emely ihre Einschränkung. „Und ich habe eine sehr starke Mathe-Schwäche. Aber Lesen und Deutsch kann ich super“, sagt sie. „Am liebsten lese ich vor.“ Die Kinder in der Schnecken-Gruppe hängen an ihren Lippen, als sie eine Osterhasen-Geschichte vorliest. Mit den Kindern spielen, sie trösten und „für sie da sein, wenn es ihnen mal nicht so gut gehen sollte“, beschreibt Emely, was sie an ihrem Vollzeitjob reizt. 

„Ich war froh und stolz, als ich diese Stelle bekommen habe“, erzählt Emely. Die Einrichtung kannte sie bereits von einem neunmonatigen Sozialpraktikum bei in.betrieb in einem Altenheim und der Kita. Als das vorbei war, habe sie sich auf die ausgeschriebene Stelle beworben, aber nicht unbedingt geglaubt, es gegen andere Bewerber schaffen zu können. 

Emely kennt auch schwierigere Zeiten. Nach ihrem Hauptschulabschluss habe sie mehr als ein Jahr zunächst nicht gewusst, wie es weitergeht. Vor allem in der Grundschule habe sie sich oft ausgegrenzt gefühlt. „Die anderen wollten nicht mit mir befreundet sein, weil sie gemerkt haben, dass ich ein bisschen anders bin.“ Nach der Grundschule ging sie zunächst auf eine Förderschule. 

Emely ist stolz auf ihren Job 

Emely sei gerade in Konfliktsituationen besonders empathisch und sensibel, und habe einen guten Zugang zu den Kindern, berichtet die Geschäftsbereichsleitern Kita von in.betrieb, Sarah Alt. „Und die Kinder nehmen die Leute, wie sie sind – ohne Vorurteile.“ 

Das Konzept des Projekts basiere auf dem IHK-zertifizierten Lehrgang „Praktiker*in in sozialen Einrichtungen“, bei dem in.betrieb nach eigenen Angaben schon seit 2015 mitmacht. Darin würden Menschen mit Behinderungen für die Arbeit in Kitas oder Altenhilfeeinrichtungen qualifiziert, allerdings mit dem Schwerpunkt auf hauswirtschaftlichen Tätigkeiten. Bezahlt werde Emely im Rahmen des Tarifvertrags des öffentlichen Diensts, sagt Alt. 

Mit den Kindern Hände waschen und raus in den Garten gehen, gehöre auch zu ihren Aufgaben, erzählt Emely. Sie unterstütze die Ein- bis Sechsjährigen auch beim Frühstücken und Mittagessen. „Manchmal hören wir auch Hörbücher.“ 

Emely ist in wenigen Wochen viel sicherer geworden

Aufgaben wie Dokumentation, Entwicklungsgespräche oder die Konzeption strategischer Konzepte macht Emely nicht. Sie verschafft den pädagogischen Fachkräften aber Luft dafür. Emely bleibe aber nie allein mit den Kindern, sagt Meike Bischof, pädagogische Fachkraft in der Schnecken-Gruppe. 

„Das Wickeln war am Anfang ein bisschen schwierig“, berichtet Emely. Inzwischen aber nicht mehr. Beim Heben der Kinder und draußen beim Rennen müsse sie wegen einer Skoliose, einer Wirbelsäulenverkrümmung, und eines Belastungs-Asthmas vorsichtig sein. Unsicher sei sie noch manchmal, wenn ein Kind einen Wutausbruch habe oder es zu Konflikten der Kleinen untereinander komme. 

Bischof, die auch studiert und einen Masterabschluss machen will, ist beeindruckt davon, wie viel Emely in den paar Wochen schon gelernt hat und inzwischen selbstständig macht. „Sie hat gar keine Angst mehr.“