Kriminalitätsstatistik: Kriminalität gesunken – aber mehr Morde
Die Kriminalität ist in Nordrhein-Westfalen gesunken. Aber ausgerechnet die Zahl der Morde und Mordversuche als schwerste Straftaten nahm zu.
Trotz leicht gesunkener Kriminalität ist die Zahl der Morde und Mordversuche in Nordrhein-Westfalen deutlich gestiegen. Das geht aus der neuen Kriminalitätsstatistik für 2024 hervor, die NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vorstellte. Nach einem Anstieg der Fallzahlen in den Vorjahren sank die Kriminalität in NRW um ein Prozent auf knapp 1,4 Millionen erfasste Straftaten. Das sei für ihn zwar „kein Grund Konfetti zu schmeißen“, aber immerhin sei der Anstieg der vergangenen Jahre erfolgreich gestoppt, sagte Reul.
Gegen den Trend stieg die Zahl der Morde und Mordversuche um fast 16 Prozent von 154 auf 180. In 124 Fällen blieb es beim Versuch. Insgesamt war die Gewaltkriminalität aber leicht rückläufig (minus 0,4 Prozent).
Weniger Raub und Diebstahl
Es wurden weniger Raub (minus 7,3 Prozent) und Diebstahl (minus 1,3 Prozent) registriert, aber mehr Wohnungseinbrüche (plus 5,2 Prozent), Körperverletzungen (plus 1,7 Prozent) und Cybercrime-Delikte (plus 7,8 Prozent). Die Aufklärungsquote lag bei 53,5 Prozent.
2024 wurden 493.000 Verdächtige ermittelt, 2,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Bei den Straftaten ohne ausländerrechtliche Verstöße lag der Anteil nicht deutscher Verdächtiger bei 35,6 Prozent. Trotz Zunahme des Ausländeranteils der Bevölkerung ging die Zahl der ausländischen Tatverdächtigen zurück.
Zwar sank in allen Altersgruppen die Zahl der Verdächtigen. Bei gefährlicher und schwerer Körperverletzung nahm sie dagegen bei Kindern (plus 8,5 Prozent) und Jugendlichen (plus 2,1 Prozent) weiter zu.
Die Aufklärungsquote bei den Straftaten insgesamt sank von 54,2 auf 53,5 Prozent. Der Rückgang der Rauschgiftkriminalität um 34 Prozent dürfte zu einem erheblichen Anteil auf die Teillegalisierung von Cannabis zurückzuführen sein.
Gestiegen sei dagegen die Wirtschaftskriminalität um 18,2 Prozent. Der Anteil der Wirtschaftsstraftaten an der Gesamtkriminalität ist zwar gering, sie verursachen aber einen weit überdurchschnittlichen Schaden.
Messer-Straftaten gestiegen
Messer-Straftaten stiegen um 21 Prozent auf fast 7.300 Fälle, Drohungen eingeschlossen. „Unsere Polizeibehörden haben im Herbst damit begonnen, die Maßnahmen gegen Messergewalt umzusetzen. Ich hoffe, dass wir im kommenden Jahr hier also erste positive Effekte sehen und diese Messergewalt eingedämmt bekommen. Ansonsten müssen wir nachsteuern“, so Reul.
Mit 30.600 Fällen wurden 5,8 Prozent weniger Sexualstraftaten erfasst als im Vorjahr. Die Aufklärungsquote lag mit rund 80 Prozent weiter auf einem hohen Niveau. In den Bereich der Sexualdelikte fallen neben Vergewaltigung, sexueller Übergriffe und Nötigung auch sexueller Missbrauch von Kindern sowie Kinderpornografie, die ebenfalls rückläufig waren.
Die häusliche Gewalt stieg gegen den Gesamttrend mit rund 61.400 erfassten Fällen um 1,9 Prozent. 51 Menschen starben dabei. Reul sprach sich für eine Rückkehr zur Verkehrsdatenspeicherung aus, um Straftaten besser verfolgen zu können. „Wir brauchen einen pragmatischen, klugen Umgang mit dem Datenschutz. Wir setzen dagegen Polizei und Verfassungsschutz schachmatt.“
Opposition fordert Konzepte
Die Opposition im Landtag forderte Konzepte für die Bereiche mit steigender Kriminalität, wie die Wohnungseinbrüche und die Stichwaffenangriffe. Trotz aktuell leichten Rückgangs sei die Gewaltkriminalität binnen zehn Jahren um 20 Prozent gestiegen. Auch im Bereich Cyberkriminalität gebe es Handlungsbedarf, so die SPD-Fraktion.
Die FDP-Fraktion verwies auf die gestiegene Zahl der Morde als ein „Alarmsignal für die Sicherheit in unserem Land“. Auch die gestiegene Zahl von Messerangriffen verdeutliche ein gravierendes Sicherheitsproblem.