Steinmeier kritisiert vor Frauentag niedrigeren Frauenanteil im Bundestag
Anlässlich des Internationalen Frauentags am Samstag hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier den sinkenden Anteil weiblicher Abgeordneter im Bundestag nach der Wahl kritisiert. „Die Frauen im Deutschen Bundestag haben – rechnerisch jedenfalls – keine Sperrminorität mehr“, bemängelte Steinmeier am Freitag in einer Rede in Schloss Bellevue den Frauenanteil von 32,4 Prozent. „Wenn unsere Demokratie ein Frauenproblem hat, dann hat unser Land ein Demokratieproblem“, sagte Steinmeier.
Der Frauenanteil im neu gewählten Bundestag liegt bei 32,4 Prozent und hat sich damit in den vergangenen Jahren kaum verändert. In den Parlamenten auf Landesebene und in den Kommunen sieht es ähnlich aus. Am Samstag wird am Internationalen Frauentag an die weiterhin bestehende Benachteiligung von Frauen in verschiedenen Bereichen erinnert – sowohl in Deutschland als auch weltweit.
Steinmeier kritisierte vor diesem Tag auch die Bestrebungen aus Politik und Wirtschaft, Frauen weiter zu benachteiligen. „Global erleben wir, wie populistische Parteien den Eindruck erwecken wollen, Gleichstellung sei so etwas wie eine fixe Idee progressiver Kräfte“, sagte Steinmeier. „Wir erleben große Tech-Unternehmen, die lange stolz auf ihre Modernität waren und nun neuerdings und nur auf das Kommando einer neuen amerikanischen Administration hin Diversitätsprogramme einstellen, von einer neuen ‚maskulinen Energie‘ in Unternehmen und Gesellschaft geradezu schwärmen.“
In den aktuellen Krisenzeiten sehnten sich viele Menschen nach Stabilität und Orientierung, sagte Steinmeier. „Gerade viele Männer, häufig auch junge Männer, suchen jetzt verstärkt Halt in traditionellen Rollenbildern und wählen – noch öfter als Frauen – auch Parteien, die mit Versprechen aus einer angeblich besseren Vergangenheit locken.“
Der Bundespräsident kritisierte, dass „auch bei uns Frauenfeindlichkeit steigt, besonders im Netz“. Frauen müssten oft „schlimmste Anfeindungen erfahren, Hass, weil sie Frauen sind“.