Wie weiter nach Grundschule?: Senatorin will am Probetag an Gymnasien festhalten
Die neuen Regeln für den Wechsel aufs Gymnasium für Kinder ohne entsprechende Empfehlung sorgen für viel Wirbel. Die Bildungssenatorin hält dagegen.
Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch hat den neuen Probetag beim Wechsel aufs Gymnasium für Kinder ohne entsprechende Empfehlung gegen Kritik verteidigt. Dass dabei nur 2,6 Prozent erfolgreich waren, sieht die CDU-Politikerin nicht als Problem. Die geringe Quote mache deutlich, dass die Lehrkräfte an den Grundschulen die richtige Förderprognose abgegeben hätten, sagte Günther-Wünsche im Bildungsausschuss des Abgeordnetenhauses.
Der Probeunterricht sei schließlich nur für Schülerinnen und Schüler gedacht, die in der sechsten Klasse keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen. In der öffentlichen Diskussion sei der Eindruck entstanden, der Probetag sei die einzige Möglichkeit für einen Übergang aufs Gymnasium. „Das ist mitnichten der Fall.“
Jedes zweite Kind bekommt eine Gymnasialempfehlung
Im Gegenteil, die allermeisten Kinder wechseln nach Angaben der Senatorin mit einer entsprechenden Empfehlung aufs Gymnasium, wie Günther-Wünsch betonte: Von den 25.048 infrage kommenden Schülerinnen und Schülern haben im laufenden Schuljahr demnach 54 Prozent eine entsprechende Prognose bekommen. „Mehr als jeder zweite Grundschüler hat per se die Möglichkeit, sich an einem Gymnasium anzumelden.“
Und auch dass es vor der Einführung der neuen Regeln „alles so viel einfacher und besser“ gewesen sei, will die CDU-Politikerin so nicht stehen lassen: Im vergangenen Jahr habe es für 55 Prozent der Grundschulkinder eine Gymnasialempfehlung gegeben.
Günther-Wünsch sicherte zu, die Erfahrungen mit den neuen Probetagen zu evaluieren. „Selbstverständlich werden wir uns das Verfahren genau anschauen.“
Beim Probetag sind die meisten Kinder gescheitert
Dass nur 2,6 Prozent der Kinder beim Probetag den Anforderungen gerecht wurden, sieht Günther-Wünsch nicht als ungewöhnlich an: Solche Werte seien nachvollziehbar und angemessen. In anderen Bundesländern von Brandenburg bis Baden-Württemberg seien sie auch nicht weit entfernt von den Berliner Zahlen.
Kritik, die Hürden beim Probetag seien zu hoch gewesen, wies Günther-Wünsch ebenfalls zurück: „Die Aufgaben sind durch eine zwölfköpfige Expertengruppe erarbeitet worden“, sagte sie. Darunter seien auch fünf Grundschul- und fünf Gymnasiallehrkräfte gewesen. Die Aufgaben hätten sich außerdem am Rahmenlehrplan der Klasse 6 orientiert.
Unter anderem die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Berlin hatte bemängelt, die neue Regelung verstärke die Auslese beim Übergang aufs Gymnasium.
Grüne fordern die Rücknahme der neuen Regeln
Aus der Grünen-Fraktion kam der Vorwurf, die Einführung des Probeunterrichts als Zugangsvoraussetzung für das Gymnasium sei ein schwerwiegender Fehler gewesen und müsse zurückgenommen werden.
Angehende Siebtklässler bekommen nur bei einer Durchschnittsnote bis 2,2 eine Empfehlung für das Gymnasium und ab 2,3 eine für eine Integrierte Sekundarschule oder Gemeinschaftsschule.
Grundsätzlich galt das auch bisher. Schulen hatten bei einem Notenschnitt von 2,3 bis 2,7 aber noch Ermessensspielraum für eine Gymnasialempfehlung. Schüler, deren Eltern trotz nicht ausreichender Noten auf einem Besuch des Gymnasiums bestanden, konnten dort ein Probejahr absolvieren. Dieses Modell wird nun durch den Probeunterricht abgelöst.
Der Probetag umfasst schriftliche Leistungen in Deutsch und Mathematik sowie die Überprüfung von fächerübergreifenden Kompetenzen wie selbstständiges Arbeiten, Lösung von Problemen oder Teamfähigkeit.