Prozesse: Nach Vorfall um ghanaische Familie Anklage gegen drei Jungen
Der Fall sorgte vorigen Sommer bundesweit für Schlagzeilen: Jugendliche sollen in Grevesmühlen eine ghanaische Familie rassistisch angegangen sein. Jetzt wurde gegen drei Teenager Anklage erhoben.
Knapp neun Monate nach einem mutmaßlich rassistischen Zwischenfall um eine ghanaische Familie in Grevesmühlen (Nordwestmecklenburg) hat die Staatsanwaltschaft Schwerin Anklage gegen drei deutsche Jugendliche erhoben. Einem 15-Jährigen wirft sie versuchte gefährliche Körperverletzung und Bedrohung vor. Er soll mit einem Einhandmesser auf den Familienvater losgegangen sein, ehe er von Zeugen gestoppt und zu Boden gebracht wurde, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.
Einem 14-Jährigen wird Beleidigung, Volksverhetzung und das Verwenden von Kennzeichen einer ehemaligen nationalsozialistischen Organisation vorgeworfen. Er soll dem Mann aus Ghana gegenüber den Hitlergruß gezeigt und ihn rassistisch beleidigt haben. Einem 16-Jährigen schließlich wird Beleidigung vorgeworfen. Der Fall hatte bundesweit für Schlagzeilen gesorgt. Die Anklage wurde laut Staatsanwaltschaft zum Jugendrichter beim Amtsgericht Wismar erhoben.
Das Verfahren gegen einen vierten Jugendlichen sei an die Staatsanwaltschaft seiner Heimatregion abgegeben worden, so ein Sprecher der Schweriner Staatsanwaltschaft. Er soll mit einem Nothammer bedrohlich an der Situation mitgewirkt haben. Welche Staatsanwaltschaft zuständig ist, sagte der Sprecher unter Hinweis auf die besonderen Persönlichkeitsrechte Jugendlicher nicht.
Roller fahrende Mädchen rassistisch beleidigt
Nach Abschluss der Ermittlungen stellt sich der Staatsanwaltschaft das Geschehen am 14. Juni 2024 so dar: Zwei ghanaische Mädchen fuhren am Abend auf einem Roller an einer Gruppe von etwa 20 Kindern und Jugendlichen vorbei. Da soll der 16-Jährige den beiden rassistische Beleidigungen zugerufen zu haben. Ein Kind im strafunmündigen Alter soll sein Bein so angehoben haben, dass eines der vorbeifahrenden Mädchen mit dem Fuß am Kopf getroffen wurde.
Die Mädchen liefen weinend zu ihren Eltern in die nahe gelegene Wohnung. Die gingen zum Ort des Geschehens, um die Gruppe zur Rede zustellen. Dabei sollen der Vater und die Mutter der Mädchen aus der Gruppe heraus rassistisch beleidigt worden sein.
Die drei Jugendlichen, gegen die jetzt Anklage erhoben wurde, und ein strafunmündiges Kind sollen sich dann vor dem Vater aufgestellt haben. Der 15-Jährige soll ein Einhand-Messer gezogen und dem Vater der Mädchen gedroht haben, ihn abzustechen. Bei dem Versuch, mit dem Messer auf den Vater zuzulaufen, sei der 15-Jährige jedoch von Zeugen entwaffnet und zu Boden gebracht worden. Gegen die strafunmündigen Kinder wird laut Staatsanwaltschaft nicht ermittelt, wie es hieß.