Kunstausstellung: Wolfgang Tillmans macht Dresdner Albertinum zum „Weltraum“
Bilder der Nacht- und Clubszene oder von Prominenten der Popkultur machten ihn bekannt. In Dresden zeigt Wolfgang Tillmans auch neue Arbeiten – und verbindet sie mit alter Kunst.
Nach den Retrospektiven in den USA und Kanada bespielt der international gefeierte Fotograf Wolfgang Tillmans auf Einladung der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) einen großen Raum des Albertinums in Dresden. Die mit „Weltraum“ überschriebene Schau (8. März bis 26. Juni) vereint rund 200 Fotografien und Videoarbeiten, darunter neue und bisher nicht in einem Museum gezeigte Werke – abstrakte Fotografie, Porträts von Zeitgenossen, Freunden, Begegnungen, Landschaftsbilder aus Serien und temporäre Skulpturen. Es ist die erste Museumsausstellung in dieser Form seit 13 Jahren in Deutschland, wie der Künstler am Tag vor der Eröffnung sagte.
Tillmans beschrieb deren Aufbau als „eine Performance“, der Titel beschreibe eine Weite „gegen eine Enge“ durch die Suche nach Grenzen in der heutigen Zeit und eine irgendwie nationaler werdende Welt. „Das Wort beschwört eine gewisses Universalität des Mensch-Seins, des Sehens und auch der Erfahrung.“ Die lebenslange Liebe zur Astronomie habe ihm das Sehen gelernt und die Wichtigkeit der genauen Beobachtung.
Astronomie zieht sich durch die Präsentation
So zieht sich der Bezug zu Himmel und Sternen, dieser ganzen Wissenschaft durch die Präsentation, von Bildern aus dem Kernforschungszentrum Cern in der Schweiz bis zu Phänomenen wie dem seltenen Venus-Transit vor der Sonne. Die Schau spannt den Bogen von verschiedenen Stillleben, die in Afrika entstanden, bis zu neuesten Bildern aus einer Serverfarm in San Francisco, die „der Materialität unserer Informationsgesellschaft nachspüren“.
Die Ausstellung sei als Update seines Schaffens in den letzten zehn Jahren gedacht, wobei manche Bilder auch viel älter sind. „Es dauert manchmal ganz lange, bis ich es wirklich rauslasse, weil es mir zu offensichtlich, zu plakativ ist“, sagte Tillmans. In seiner Arbeit geht es ihm immer um eine „schlüssige Erkundung, wie kann man aufzeichnen, was kann man sehen und was kann ich übersetzen in Bilder, ob das nun die Vollmondnacht auf dem Atlantik oder das Rauschen eines Fernsehers ohne Sendesignal ist“.
Einladung zum Sehen
Die Dresdner Ausstellung sei eine Einladung, „seinen Augen zu trauen, sich selbst ein Bild zu machen“, sagte Tillmans. Er schuf als Katalog dazu ein Künstlerbuch. Grundlage ist ein Sammlungskatalog der Gemäldegalerie Neue Meister aus DDR-Zeiten, den der gebürtige Remscheider 1998 bei einem Besuch kaufte. „Karl Lohse ist eine Entdeckung, die ich hier gemacht habe, oder das berühmte Kriegstriptychon von Otto Dix, einmalige Werke“, erzählte er. „Gepaart mit den alten Meistern macht das ein enormes Spektrum an Zeit fühlbar.“
Wolfgang Tillmans zählt zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der Gegenwart. Seine Bilder der Nacht- und Clubszene und von Berühmtheiten der Popkultur machten ihn bekannt. Der Fotograf, den die „Zeit“ den „einfallsreichsten Bilderfinder der Gegenwart“ nannte, wurde unter anderem schon mit dem begehrten Turner-Preis, dem Bundesverdienstkreuz und dem Goslaer Kaiserring ausgezeichnet.
Staatliche Kunstsammlungen Dresden