Öffentliche Erinnerung: Fehlende Sichtbarkeit: Kaum Straßen nach Frauen benannt
Eine Goethestraße gibt es in fast jeder deutschen Stadt, doch weibliche Straßennamen sind selten. Jedoch gibt es Möglichkeiten, dies zu ändern. Bremen ist auf diesem Weg schon weiter als andere.
Gut die Hälfte der Menschen in Deutschland sind Frauen, doch als Namensgeberinnen von Straßen oder öffentlichen Plätzen sind sie klar in der Minderheit. In Braunschweig zum Beispiel sind 474 Straßen nach Männern und nur 58 Straßen nach Frauen benannt. Ebenfalls lediglich elf Prozent weibliche Straßennamen gibt es in Osnabrück: Hier sind in 384 Fällen Männer die Namensgeber und nur 49-mal Frauen. In Göttingen sind immerhin 17 Prozent der nach Personen benannten Straßen Frauen gewidmet. Das teilten die Städte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit.
Im Land Bremen hat sich nach Angaben des Bremer Frauenmuseums der Frauen-Anteil bei nach Personen benannten Straßen und Plätzen auf etwa 23 Prozent erhöht. Das Museum setzt sich seit 1991 für die öffentliche Sichtbarmachung von Bremer Frauen mit ihrem Leben und Wirken ein.
Neubaugebiet erinnert an Frauen aus Gesundheitswesen
2008 beschloss der Bremer Senat, dass die für Straßennamen zuständigen Stadtteilbeiräte bei der Namensfindung Frauennamen bevorzugen sollten. „Auch wenn vor allem männliche Beiratsmitglieder immer wieder versuchen, diese Vorgabe zu umgehen, haben die Bremer Frauen doch inzwischen gute Erfolge erzielt“, sagt Marion Reich, Vorsitzende des Vereins Bremer Frauenmuseum. Dies gelte vor allem für Neubaugebiete, die durch den Abriss alter Fabrik- oder Klinikgebäude entstanden seien. Im Hulsbergviertel – ehemals Klinik Bremen-Mitte – weisen alle Namen auf Frauen hin, die sich um das Gesundheitswesen verdient gemacht haben.
Städte und Kommunen seien auch durch Frauen geformt, betont die Hamburger Historikerin Rita Bake. Dass im öffentlichen Raum an sie so selten erinnert werde, bedeute die Fortschreibung der Diskriminierung von Frauen. Gemeindevorsteher und Bürgermeister würden mit Straßennamen gewürdigt, aber zum Beispiel nicht herausragende Altenpflegerinnen oder Dorfhelferinnen.
Weibliche Angehörige können ergänzt werden
Naturgemäß sei es schwierig, mehr Straßen nach Frauen zu benennen, wenn keine neuen Straßen entstehen, sagt Bake. Allerdings könne bei bestehenden Namen recherchiert werden, ob es weibliche Angehörige gab. Bake nennt ein Beispiel: So ist die Mönckebergstraße in Hamburg seit 2023 nicht mehr nur dem ehemaligen Bürgermeister Johann Georg Mönckeberg, sondern auch Vilma Mönckeberg-Kollmar gewidmet, die sich nach dem Krieg in der Frauenfriedensorganisation W.O.M.A.N. engagierte.
In Hannover wurde im April 2015 der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz vor dem niedersächsischen Landtag in Hannah-Arendt-Platz umbenannt. Der Hintergrund: Niedersachsens erster Ministerpräsident Kopf war wegen seiner NS-Vergangenheit in die Kritik geraten. Die jüdische Philosophin Hannah Arendt (1906-1975) wurde im heutigen Stadtteil Hannover-Linden geboren. An diesem Samstag (8. März) wird der Weltfrauentag gefeiert.