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Schießsport: Schützenvereine freuen sich über Mitgliederplus

Von wegen Altherren-Hobby: Hessens Schützenvereine verzeichneten 2024 einen Zuwachs an Mitgliedern, darunter viele junge Menschen. Was fasziniert die 16-jährige Salomé am Schießen?

Hoch konzentriert steht Salomé Coursiere im Schießstand. Langsam hebt die 16-Jährige die Hand mit der Pistole. Weitere Sekunden vergehen – dann fällt ein Schuss. Salomé gehört als Hessenmeisterin zu den erfolgreichsten Mitgliedern bei den Sportschützen der TGS Walldorf 1896. „Mein Vater hat mich schon als Kind mit zum Schießen genommen“, erzählt die 16-Jährige auf dem Schießstand in Mörfelden-Walldorf im Rhein-Main-Gebiet. 

Auf die Frage nach der Faszination des Schießsports denkt die sportliche junge Frau erst eine Weile nach. „Das ist schwer zu beschreiben“, sagt sie dann. Es seien die Feinheiten, die Präzision und „dass man allein ist mit seinen Gedanken“. Beim Schießsport könne man sich komplett in seine Aufgabe vertiefen – „und das wird nie langweilig“. Außerdem fühle sie sich im Verein sehr wohl, betont Salomé.

Vereinsvorsitzender: Mit Ballerspielen hat das nichts zu tun

Erster Vorsitzender der TGS Sportschützen Walldorf ist Thomas Heinz. Die Mitgliederzahl liege stabil bei rund Hundert, darunter 60 Aktive, sagt er. Auf großes Interesse stößt jedes Jahr das Ostereierschießen, wenn jeder mal in den Schießsport reinschnuppern darf. 

„Mit Ballerspielen am Computer hat das Nullkommanull zu tun“, betont Heinz. „Schießen ist ein Mentalsport.“ Bei hyperaktiven Kindern könne das Training dazu beitragen, dass sie sich besser konzentrieren könnten. Der Schießsport fördere wie keine andere Sportart Ruhe, Ausdauer, Selbstbeherrschung, Nervenstärke, innere Ausgeglichenheit und Willenskraft.

Wie sich das Interesse am Schießsport entwickelt hat

Hessens Schützen freuen sich insgesamt über steigendes Interesse am Schießsport. Im zurückliegenden Jahr wuchs die Zahl der Schützinnen und Schützen in den Vereinen um rund 900 Personen auf insgesamt knapp 95.500 Mitglieder, wie der Hessische Schützenverband (HSV) mitteilt. 

„Unsere Mitgliederzahlen steigen nun bereits das dritte Jahr in Folge“, ergänzt HSV-Geschäftsführer René Ullrich. Besonders erfreulich sei das Wachstum im Nachwuchsbereich. „Wir sehen steigende Zahlen bei den Junioren, der Jugend und den Schülern.“ Das Sportschießen werde durch neue Disziplinen wie den Blasrohrsport für noch mehr Menschen interessant.

Mit Blick auf die möglichen Gefahren, die von Schusswaffen ausgehen können, sagt HSV-Sprecher Lutz Berger: „Den Vereinen kommt eine wichtige Rolle zu.“ Die Verantwortlichen vor Ort hätten ein gutes Gespür dafür entwickelt, ob jemand an dem Sport Interesse habe oder nur Rumballern wolle. Wenn nach schlimmen Gewalttaten herauskommt, dass ein Täter Sportschütze war, dann sei das für Schützenvereine ein Horror. 

Neue Mitglieder üben zunächst an einer Luftdruckwaffe. In einem nächsten Schritt könne dann mit einer vereinseigenen Kleinkaliberwaffe geschossen werden, erläutert Berger. Wer sich eine eigene Waffe kaufen möchte, benötigt dafür einen bestimmten Nachweis, der vom Verband ausgestellt werden muss. 

Veränderungen nach der Coronapandemie

Im Hessischen Schützenverband sind aktuell 1.006 Vereine organisiert, im Vorjahr waren es noch 1.017 Vereine. Der Rückgang sei eine Folge der strukturellen Veränderungen nach der Coronapandemie, erläutert Ullrich. „Kleinere Vereine, die ihre Sportanlagen nicht mehr wirtschaftlich betreiben können, lösen sich auf.“ Die Mitglieder schlössen sich größeren Vereinen an, die oft eine bessere Infrastruktur und ein breiteres Sportangebot böten. „Langfristig trägt das aber zur Stabilität des Schützenwesens in Hessen bei“, ergänzt der HSV-Geschäftsführer.

Bei der TGS Walldorf dürfen Jugendliche ab dem zwölften Lebensjahr mit Luftdruckwaffen trainieren. Diese Altersgrenze sei etwas problematisch, da viele Kinder in dem Alter bereits in anderen Sportarten aktiv sind, sagt der Vorsitzende Heinz. Für jüngere Kinder ist daher ein erster Einstieg mit Laserschießen möglich.