Öffentlicher Dienst: DGB-Chefin: Arbeit des öffentlichen Dienstes wertschätzen
Mit der Forderung von acht Prozent mehr Lohn und der Einführung eines Lebensarbeitszeitkontos gehen die Gewerkschaften in die Tarifrunde.
Es geht um die Beschäftigten bei der Müllabfuhr, in Bussen und Bahnen, den Kitas und Rathäusern: Kurz vor dem Start der Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen hat die rheinland-pfälzische DGB-Chefin Susanne Wingertszahn die Bedeutung der Angestellten für die Gesellschaft hervorgehoben.
„Der Wert ihrer Arbeit ist gar nicht hoch genug einzuschätzen“, sagte die Gewerkschafterin der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. „Das hat man in der Corona-Pandemie gesehen, das sollte man aber eigentlich tagtäglich erkennen und wertschätzen.“
Start der bundesweiten Tarifrunde am Freitag
Wertschätzung für geleistete Arbeit drücke sich auch in der Bezahlung aus, mahnte Wingertszahn mit Blick auf die am 24. Januar beginnende erste bundesweite Tarifrunde, bei der über die Gehälter für die Angestellten in den Kommunen und beim Bund verhandelt wird.
Die Gewerkschaft Verdi fordert acht Prozent mehr Lohn, aber mindestens 350 Euro. Außerdem soll es höhere Zuschläge für belastende Tätigkeiten, einen zusätzlichen freien Tag für Gewerkschaftsmitglieder und die Einführung eines Lebensarbeitszeitkontos geben. Gefordert wird zudem, die Ergebnisse der Verhandlungen auf die Beamtinnen und Beamten zu übertragen.
Preissteigerungen sollen ausgeglichen werden
„Die Beschäftigten mussten die Preissteigerungen der vergangenen Monate verkraften und das muss ausgeglichen werden, damit sie am Ende nicht weniger Geld in der Tasche haben“, forderte DGB-Landeschefin Wingertszahn.
Die Arbeitgeber müssten auch auf die Forderungen eingehen, damit die Beschäftigung im Öffentlichen Dienst attraktiv bleibt. Bund und Kommunen spürten bereits die Fachkräfteengpässe. „Wenn wir die Arbeitsbedingungen nicht verbessern, findet der Öffentliche Dienst bald gar kein Personal mehr.“
Gewalt gegen Beschäftigte gestiegen
Die Belastungen für die Angestellten nähmen auch immer mehr zu, betonte die Gewerkschafterin. „Die Gewalt gegen Beschäftigte ist gestiegen. Sie werden als „der Staat“ wahrgenommen und bekommen – speziell in Jobcentern oder Kommunalverwaltungen – den Frust der Bürgerinnen und Bürger zu spüren.“
Zwar hätten Bund, Länder und Kommunen erkannt, dass diese Problematik existiere. Für die Betroffenen sei es jedoch höchste Zeit, einen Ausgleich in Form von mehr Gehalt und zusätzlichen freien Tagen zu bekommen.
Mehr als 200.000 Beschäftigte in Rheinland-Pfalz
Die DGB-Landesvorsitzende schloss Proteste nicht aus, sollte es keine Annäherung bei den Tarifverhandlungen geben. „Streiks sind das letzte Mittel, wenn die Arbeitgeber die Leistungen der Beschäftigten nicht ausreichend wertschätzen wollen.“ Diese Proteste seien aber notwendig, gutes Recht und in der Verfassung verankert.
Von den am Freitag in Potsdam beginnenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen sind laut Beamtenbund dbb bundesweit mehr als 2,6 Millionen Beschäftigte direkt oder indirekt betroffen. In Rheinland-Pfalz sind im öffentlichen Dienst nach Angaben der Gewerkschaft Verdi mehr als 200.000 Tarifbeschäftigte tätig.