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Schwarzwild: Was Sie schon immer über Wildschweine wissen wollten

Mancher hat Angst vor dem Angriff eines aggressiven Wildschweins. Das ist aber meist unbegründet. Zehn Fakten für den Umgang mit den anpassungsfähigen Allesfressern.

Ein Wildschwein verletzt in den Pfälzer Weinbergen drei Menschen. Eine Frau wird beim Schlafen in einer Hängematte im Wald bei Koblenz von Schwarzkitteln umringt – und ein 27-Jähriger im saarländischen Sankt Ingbert von einem der Paarhufer in den Oberschenkel gebissen. Immer wieder kommt es auch zu schweren Wildunfällen. Wie lässt sich das verhindern? Wissenswertes über den Umgang mit den Wildtieren.

Nur verletzte Wildschweine gehen auf Hunde und Menschen los 

Denn sie wollten sich verteidigen, erläutert der Jäger und Leiter der Landesjagdakademie in Rheinland-Pfalz, Christoph Hildebrandt. „Dann beißen sie auch.“ Sie könnten dann auch Menschen umrennen und mit ihren rasiermesserscharfen Eckzähnen schwer verletzen. 

In der Stadt sind sie für Radfahrer besonders gefährlich 

Eine andere Gefahr seien sie für Zweiradfahrer. „Wenn sie in der Stadt plötzlich auf die Straße laufen, ist das für Radfahrer gefährlich“, sagt Hildebrandt. Und die Tiere können bis zu 150 Kilogramm schwer werden. 

Wildschweine sollten in der Stadt besser nicht gefüttert werden, mahnt Wildbiologe Ulf Hohmann. „Das weckt eine Erwartungshaltung und führt schnell zu Missverständnissen.“ 

Normalerweise ziehen sich Wildschweine zurück

„Wenn die Tiere nicht verletzt sind, ziehen sie sich aber eher zurück“, betont Berufsjäger Hildebrandt. Dies gelte auch, wenn die Bachen Nachwuchs hätten. „Das sind Scheinangriffe, wenn sie Junge haben.“ Wildbiologe Hohmann sagt daher auf die Frage, wie man sich bei der Begegnung mit einem Wildschwein verhalten solle: „Sich freuen über den Anblick eines so schönen Wildtiers.“ 

Rufen und notfalls Schutz auf Tischhöhe suchen 

Mit lauten Rufen und Klatschen ließen sich die Tiere, auch ganze Rotten, normalerweise vertreiben, sagt Hildebrandt. Bei angriffslustigen, verletzten Tieren reiche Tischhöhe, um sich in Sicherheit zu bringen. „Sie können nicht klettern.“ 

Bei einem Wildunfall bremsen und das Lenkrad festhalten 

So lautet Hildebrandts Tipp, wenn ein Wildschwein in das Auto läuft. Ausweichen sei zu gefährlich. Nach dem Unfall müssten die Fahrer vor Ort bleiben, die Polizei verständigen und solange warten, bis die Polizei oder ein von ihr beauftragter Jäger komme. Der Jäger wird mit Hilfe seines Hundes versuchen, das verletzte Tier schnell zu finden und ihm einen qualvollen Tod zu ersparen. 

Verletzte und tote Tiere sollten nicht angefasst werden, mahnt der Automobil-Club Verkehr. Die allermeisten Autos hätten eine Teilkaskoversicherung, die Wildunfälle mit abdecke. Der Schaden solle mit Hilfe von Fotos und Zeugen dokumentiert und umgehend der Versicherung gemeldet werden. 

Zeitumstellung und Dämmerung sind besonders gefährlich

Statistisch komme es alle 2,5 Stunden in Rheinland-Pfalz zu einem Wildunfall, allerdings auch mit Rehen oder anderen Tieren, mahnt Hildebrandt. Besonders groß sei die Gefahr nach der Zeitumstellung, weil sich die Rushhour für die Tiere verändere, die ihre Nahrungssuche an die Gefahren und Tageslichtverhältnisse angepasst hätten.

Die meisten Wildunfälle passieren nach Darstellung des Automobil-Clubs Verkehr zwischen 6.00 und 8.00 Uhr morgens sowie zwischen 17.00 und 20.00 Uhr abends. Besonders im Frühjahr und Herbst steige das Risiko, weil sich durch die veränderten Lichtverhältnisse der Lebensrhythmus der Tiere verschiebe. Dies gelte auch nach der Zeitumstellung am 30. März. 

Es gibt viel mehr Wildschweine als früher

„Wildschweine sind Allesfresser und wissen immer, wo es was zu fressen gibt“, sagt Wildbiologe Hohmann. Nur in großen Waldgebieten wie dem Pfälzerwald seien sie noch immer auf Waldfrüchte angewiesen. Sonst böten ihnen der Mensch und die Landwirtschaft das ganze Jahr über reichlich Nahrung. 

„Die Population der Wildschweine ist in den letzten 40 Jahren kontinuierlich gestiegen“, sagt Hildebrandt. Ab einem Gewicht von 17 Kilogramm seien die Tiere geschlechtsreif und das erreichten sie immer früher, weil das Nahrungsangebot gewachsen sei. 

Ein Grund sei die deutlich ausgeweitete Anbaufläche für Mais. Zugleich trügen Buchen und Eichen infolge des Klimawandels viel häufiger reichlich Bucheckern und Eicheln: Die guten Jahre mit rund 1,4 Tonnen pro Hektar seien viel häufiger geworden. 2025 sei ein solches „Mastjahr“ auch wieder zu erwarten. 

Je nach Alter kann eine Bache zwischen vier und acht Junge pro Jahr zur Welt bringen. Die Allesfresser könnten in seltenen Fällen oder in Gefangenschaft bis zu zehn Jahre alt werden, sagen die Fachleute. Im Durchschnitt seien es aber nur zwei Jahre und selten würden sie älter als drei bis vier Jahre. 

Wildschweine verursachen Schäden auf Wiesen und Feldern

Neben der kohlenhydratreichen Nahrung aus Eicheln und Bucheckern brauchten die Wildschweine auch tierisches Eiweiß, sagt der Jäger. „Engerlinge und Würmer suchen sie in den Grasnarben der Wiesen.“ Dies führe zu Wühlschäden auf Wiesenflächen. Im Sommer hätten es die Tiere zudem auf Getreideähren und Kartoffeln der Bauern abgesehen. 

Wildschweine rennen auch mal durch eine Stadt 

In Städten wie Koblenz oder Pirmasens, in denen Wildschweine nicht gejagt werden dürften, vermehrten sie sich stärker, sagt Hildebrandt. „Sie merken, dass ihnen dort nichts passiert.“ Auch in Mainz sei schon mal ein Wildschwein durch die Stadt gelaufen und habe damit Menschen erschreckt. Diese rückten mit ihren Häusern aber auch immer näher an den Wald heran, verzichteten auf Zäune und lüden die Wildschweine damit auch ein, ihre Gärten zu durchwühlen. 

Die Wildstrecke wächst

Mehr Wildschweine und Fortschritte in der Technik führten dazu, dass in den vergangenen Jahren deutlich mehr Tiere geschossen worden seien, sagt Hildebrandt. Jäger dürften seit zwei Jahren auch mit Nachtsichtgeräten schießen und seien inzwischen mit Wärmebildkameras unterwegs. 

Zwischen April 2023 und März 2024 sind laut Jagdverband fast 60.000 erlegte Wildschweine verarbeitet worden. Das waren rund 16.000 Tiere mehr als in den zwölf Monaten zuvor. Von den Wildschweinen, die in Deutschland verarbeitet wurden, kamen damit mehr als elf Prozent aus Rheinland-Pfalz, das zu den waldreichsten Bundesländern zählt.