Transplantationsmedizin: Neues Organspende-Register: Nur knapp 280.000 Menschen verzeichnet
Ein prinzipielles Ja oder Nein zu einer Organspende nach dem Tod kann man nicht nur auf Papier festhalten, sondern auch elektronisch. Doch die Beteiligung ist mau.
Ein Jahr nach dem Start eines zentralen Online-Registers haben knapp 280.000 Menschen dort Erklärungen zu ihrer generellen Bereitschaft zu Organspenden festgehalten. Dabei stimmten 83,3 Prozent Organentnahmen nach dem Tod uneingeschränkt zu, wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte als Betreiber auf Anfrage der Nachrichtenagentur DPA mitteilte. Einen Widerspruch dokumentierten 7,9 Prozent.
Dass sie einzelne Organe von einer Spende ausschließen, erklärten demnach 6,2 Prozent. Weitere 1,7 Prozent benannten eine Person, die die Entscheidung treffen soll. Eine Spende auf einzelne Organe beschränken wollen 0,9 Prozent.
Organspende-Erklärungen auf Papier weiter möglich
Das Portal www.organspende-register.de ist seit 18. März 2024 online. Dort kann man ab dem Alter von 16 Jahren digital dokumentieren, ob man zu einer Organspende nach dem Tod bereit ist oder nicht. Die Angaben sind freiwillig, kostenlos und können jederzeit geändert und gelöscht werden. Erklärungen auf Papier, zum Beispiel Organspendeausweise, sind weiterhin möglich.
Eintragen kann man sich auf dem Portal per Smartphone oder Computer, indem man einen Ausweis mit Online-Funktion verwendet. Von den inzwischen mehr als 280.000 Erklärungen gingen fast 194.800 über diesen Weg ein, wie es weiter hieß. Seit dem dritten Quartal 2024 geht es grundsätzlich auch über Apps von Krankenkassen, wofür eine digitale Identität („GesundheitsID“) von der Kasse benötigt wird. Darüber gingen inzwischen mehr als 85.300 Erklärungen ein.
Der Grünen-Gesundheitspolitiker Armin Grau hatte in der „Ärzte Zeitung“, die über den Stand der Eintragungen berichtete, zusätzliche Hilfen und Vereinfachungen für Erklärungen im Register ins Gespräch gebracht. Die Zahl der Einschreibungen steige zwar stetig an, die Wachstumskurve sei aber „viel zu flach“, sagte Grau der „Ärzte Zeitung“.
Fast alle Krankenhäuser angeschlossen
Laut Bundesgesundheitsministerium waren bis Ende Februar 90 Prozent der Kliniken, die Organe entnehmen, vollständig an das Register angeschlossen. Bis Jahresende 2024 wurden 2639 Suchen nach Erklärungen vorgenommen, wie das Ministerium auf eine schriftliche Frage der Unionsfraktion antwortete.
In dem zentralen Online-Register können berechtigte Ärztinnen, Ärzte und Transplantationsbeauftragte unter bestimmten Voraussetzungen Auskünfte zu potenziellen Organspendern erfragen. Dazu, wie viele Spenden so realisiert werden konnten, liegen dem Ministerium laut Antwort keine Erkenntnisse vor.
Das Register ist Kern eines 2020 vom Bundestag beschlossenen Gesetzes, das auf mehr Information und eine leichtere Dokumentation von Entscheidungen zur Spendenbereitschaft zielte. Das Register startete mit zwei Jahren Verspätung.
Organe wie Nieren, Lebern oder Herzen für schwer kranke Patienten werden seit Jahren dringend benötigt. Im vergangenen Jahr gaben 953 Menschen für die Zeit nach ihrem Tod ein Organ oder mehrere Organe für andere frei – nach 965 im Jahr 2023, wie die koordinierende Deutsche Stiftung Organtransplantation ermittelte. Zugleich standen Ende 2024 knapp 8300 Menschen auf Wartelisten.