[REQ_ERR: 526] [KTrafficClient] Something is wrong. Enable debug mode to see the reason. Neue Untersuchung: Ritual aus der Eisenzeit: Das Rätsel der genagelten Schädel – Beste Nachrichten

Neue Untersuchung: Ritual aus der Eisenzeit: Das Rätsel der genagelten Schädel

Forschende haben in Spanien abgeschlagene Schädel aus der Eisenzeit untersucht. Ihre Ergebnisse geben neue Einblicke in die Rituale der damaligen Gemeinschaften

In der Bronze- und Eisenzeit pflegten Gemeinschaften auf der iberischen Halbinsel einen brachialen Brauch: Sie schlugen manchen Toten den Schädel ab, durchbohrten ihn mit einem langen Nagel – und stellten ihn öffentlich aus. Seit Jahrzehnten rätseln Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler über den Zweck des Rituals: Handelte es sich um Kriegstrophäen? Oder verarbeiteten Gemeinschaften die Überreste verstorbener, herausragender Persönlichkeiten zu Reliquien?

Ein Forschungsteam der Universitat Autònoma de Barcelona (UAB) hat sieben abgeschlagene eisenzeitliche Schädel aus zwei unterschiedlichen Orten untersucht – und kommt zu einem überraschenden Ergebnis.

Schädel an der Stadtmauer – und an Wohnhäusern

Zunächst überprüften die Forschenden, ob die Schädel in den Siedlungen Ullastret und Puig Castellar nördlich von Barcelona jeweils von Einheimischen stammten oder von Fremden. Dazu führten sie eine Strontiumisotopenanalyse durch und verglichen die Werte im Zahnschmelz der menschlichen Überreste mit denen des Sediments und der Vegetation rund um die Fundstellen. 

Demnach stammten die mehr als 2000 Jahre alten Schädel in Puig Castellar von Personen außerhalb der Region, schreiben die Forschenden in ihrer Studie, die jetzt im Fachmagazin „Journal of Archaeological Science“ erschienen ist. In Ullastret dagegen stellten sie eine Mischung aus lokaler und nichtlokaler Herkunft fest.

Auch die Fundorte der Schädel unterschieden sich: „Die Individuen aus Puig Castellar wurden alle in einem Bereich gefunden, der öffentlich zugänglich war, wie das Eingangstor der Siedlung“, schreibt das Team um den Anthropologen Rubén de la Fuente-Seoane. Möglicherweise waren die Schädel, die von Personen außerhalb der Siedlung stammen, einst an die Stadtmauer genagelt. 

In Ullastret dagegen wurde nur einer der Schädel in der Nähe einer Mauer entdeckt. Die anderen befanden sich in der Umgebung von Wohnhäusern. Das spricht dafür, so schlussfolgern die Forschenden, dass hier Überreste wichtiger einheimischer Persönlichkeiten ausgestellt wurden – etwa um diese Personen zu ehren oder weil Hinterbliebene die Schädel als Reliquie betrachteten, die sie vor Unglück schützen sollte.

Folgt man dieser Argumentation, ergibt sich ein neues Bild der genagelten Schädel: Offenbar gab es nicht nur ein Ritual, sondern verschiedene, selbst innerhalb einer Siedlung wie in Ullastret, wo die Schädel Einheimischer und Fremder mit Nägeln durchbohrt wurden. „Dies spiegelt eine dynamische und komplexe Gesellschaft mit erheblichen lokalen und externen Wechselwirkungen wider“, erklärt das Forschungsteam. „Gleichzeitig legen die Untersuchungen nahe, dass die Auswahl der Personen für das Ritual der abgetrennten Köpfe komplexer war als ursprünglich angenommen.“