Klimakonferenz COP30: Brasilien baut Autobahn durch den Dschungel – für den Klimaschutz
Im brasilianischen Belém fräst sich derzeit eine 13 Kilometer lange Autobahntrasse durch teils intakten Regenwald. Der Grund dafür sind die 60.000 Teilnehmenden der Klimakonferenz.
„The road to Belém“ nennen die Vereinten Nationen die informellen Vorbereitungen der Klimakonferenz im November dieses Jahres in Brasilien. Tatsächlich befindet sich auch eine wirkliche Straße nach Belém im Bau. Doch das Projekt „Avenida Liberdade“ treibt Klimaschützende auf die Barrikaden. Denn hinter der „Allee der Freiheit“ verbirgt sich eine 13 Kilometer lange, vierspurige Autobahn – deren Trasse durch teils intakten, geschützten Dschungel verläuft. Satellitenaufnahmen des EU-Erdbeobachtungsprogramms Copernicus zeigen schon im Oktober 2024 Rodungen auf etwa der Hälfte der Länge.
Medienberichten zufolge reichen die Planungen bis ins Jahr 2012 zurück, wurden aber wegen Umweltbedenken immer wieder verschoben. Nun soll das Projekt zur COP30 fertiggestellt sein – und den Transport von rund 60.000 Teilnehmenden der Konferenz erleichtern. Dem Sender BBC erklärte der zuständige Minister für Infrastruktur des Bundesstaates Pará, Adler Silveira, es handle sich um eine „nachhaltige“ Autobahn – mit Brücken für Wildtiere, Fahrradstreifen und solarbetriebener Beleuchtung.
Das Satellitenbild aus dem Oktober 2024 zeigt den bereits fertiggestellten Teil der Trasse (von der Bildmitte nach rechts oben verlaufend)
© Copernicus Sentinel data 2025
Doch durch die Streckenführung wird Expertinnen zufolge intakter Regenwald zerschnitten, Tierpopulationen werden voneinander getrennt. Die BBC berichtet zudem von Anwohnern, die durch das Straßenbauprojekt direkt geschädigt wurden, aber vom Staat keinerlei Kompensation bekommen. Hinzu kommen Befürchtungen, dass die Zerstörung des Waldes weitergehen könnte, sobald die Straße einmal den Zugang erleichtert hat.
Rege Bautätigkeit im Vorfeld der COP30-Konferenz
Im Vorfeld der Konferenz planen der Bundesstaat Pará und seine Hauptstadt Belém weitere Strukturmaßnahmen. Darunter die Verdoppelung der Flughafenkapazität von sieben auf 14 Millionen Passagiere pro Jahr und ein 500.000 Quadratmeter großer Stadtpark mit Grünflächen, Restaurants und Sportanlagen. Pläne der Stadt, Konferenzteilnehmende im November auch auf Kreuzfahrtschiffen unterzubringen, stießen wegen zusätzlicher Emissionen und Müllmengen auf Kritik.
Der Amazonas-Regenwald ist als „Lunge der Erde“ von besonderer Bedeutung für den CO2-Haushalt der Erde. Und steht darum auch im Zentrum der Klimakonferenz COP30.
Tatsächlich kann die neue Regierung unter Lula da Silva auf erste Erfolge verweisen: Nach einem dramatischen Anstieg unter dem Vorgänger des Präsidenten, dem ultrarechten Jair Bolsonaro, sank die Abholzungsrate im Jahr 2024 auf den niedrigsten Wert seit neun Jahren. Lula da Silvas Regierung hatte sich 2023 sogar verpflichtet, die Abholzung des Amazonas-Regenwalds bis 2030 komplett zu stoppen.
Wichtig wäre es: Einer aktuellen Studie zufolge existiert nur noch knapp ein Viertel des ursprünglichen atlantischen Regenwaldes.