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Handelskonflikt: Protest am Supermarktregal: Was „Buy from EU“ erreichen will

Persil statt Ariel, Sinalco statt Coca-Cola: Die Bürgerbewegung „Buy from EU“ wirbt seit der Wiederwahl Trumps für den Konsum heimischer Produkte. Wer steckt dahinter?

Amazon oder Zalando? Nike oder Adidas? Tesla oder VW? Früher waren das bloße Kaufentscheidungen. Seit US-Präsident Donald Trump die Welt mit Strafzöllen überzieht, ist Konsum jedoch wieder politisch. Viele Europäer wollen seine Handelsmaxime „America First“ nicht mehr hinnehmen. Eine neue Bürgerbewegung will nun eine Antwort darauf geben: „Buy from EU“ – kauft europäisch.

Seit Mitte Februar haben sich fast 150.000 Menschen aus ganz Europa dieser Initiative angeschlossen. Ihr Ziel: die „Unterstützung von in Europa hergestellten Waren und Dienstleistungen“. 

Die Bewegung „Buy from EU“ entstand in einem gleichnamigen Diskussionsforum auf der Onlineplattform Reddit. Dort tauschen Nutzer Vorschläge aus, wie sich beliebte US-Produkte ersetzen lassen: Sinalco statt Pepsi. Persil statt Ariel. Ecosia statt Google. 

Sichtbarkeit für europäische Marken

Aus der Ideensammlung ist inzwischen das spendenfinanzierte Online-Verzeichnis Go European hervorgegangen. „Wir wollen die Leute auf europäische Unternehmen aufmerksam machen“, sagt Gründerin Laura Catz, eine Marketingmanagerin aus Rumänien. 

Catz startete Go European Mitte Februar. Inzwischen arbeiten rund 60 Freiwillige an dem Projekt. Mehr als 1.300 Vorschläge für europäische Alternativen habe man bisher eingepflegt. Insgesamt verzeichne die Webseite 10.000 Aufrufe pro Tag.

Die proeuropäische Bewegung sei aus einer politischen Diskussion auf Reddit heraus entstanden, sagt Catz. Sie selbst habe den Online-Katalog für europäische Produkte ins Leben gerufen, um etwas gegen die eigene Hilflosigkeit angesichts der aktuellen Weltlage zu unternehmen. „Ich wollte etwas Produktives machen, statt nur Nachrichten zu schauen“, sagt sie. 

Als politisches Statement will sie den „Kauft europäisch!“-Aufruf jedoch nicht verstanden wissen. „Wir machen keinen Boykott„, betont Catz.

Boykott von US-Produkten

Im „Buy from EU“-Forum, in dem sich die Bewegung austauscht, wird dennoch oft zum Boykott aufgerufen. „Wir können nicht zulassen, dass unser Geld die EU verlässt und Amerikas Wirtschaft ankurbelt“, schreibt ein Nutzer. Ein anderer rät, US-Produkte im Supermarktregal auf den Kopf zu drehen, um Kunden zu warnen. Ein Dritter fordert, Apps wie Facebook, WhatsApp oder Amazon zu löschen.

Ähnliche Gruppen entstehen in Kanada und Schweden. Auch in Dänemark wächst die Skepsis gegenüber Waren aus Übersee. Dort kennzeichnet die dänische Supermarkt-Gruppe Salling (Netto, Bilka, Fotex) seit kurzem europäische Produkte mit einem schwarzen Stern, damit Kunden sie leichter erkennen können.

Nur: Was bringen solche Konsumaufrufe wirklich?

Hohe Streuverluste

Boykotte sind in der Regel schwer durchzusetzen und kommen mit hohen Streuverlusten. Die globale Arbeitsteilung macht sie kompliziert: In US-Autos stecken Bremsen aus Deutschland, in deutschen Maschinen Chips aus Kalifornien. Handelskonflikte treffen beide Seiten.

Und Europa hätte mehr zu verlieren als die USA. Denn die EU exportiert mehr dorthin als umgekehrt: 2023 lieferte sie Waren und Dienstleistungen im Wert von 822 Milliarden Euro in die USA – und importierte nur für 774 Milliarden.

Wirtschaftlich dürften solche Boykotte also nur geringe Folgen haben. Laura Catz und ihren Mitstreitern von Go European geht es sowieso um ein anderes Ziel: „Europa sollte angesichts der politischen Lage vereint sein. Wir müssen uns gegenseitig unterstützen“, sagt Catz.

Viel wichtiger ist also die Symbolkraft: Eine Rückbesinnung auf die eigenen Champions stärkt das Selbstbewusstsein – und das können die Europäer am Verhandlungstisch gut gebrauchen.