Fischerei: Tausende Kormorane in Barth – Fischer beklagen sich
Für Touristen ist es ein beeindruckendes Bild: Tausende Kormorane haben sich am Hafen von Barth niedergelassen – zum Leidwesen der Fischer.
Es ist ein faszinierender Anblick: Mehrere tausend Kormorane verweilen derzeit auf der Mole am Hafen von Barth. In großen Formationen schwärmen sie im Landkreis Vorpommern-Rügen krächzend durch die Luft, fischen in der Ostsee und trocknen ihr Gefieder auf den Felssteinen.
Was für Touristen ein imposantes Naturschauspiel ist, bereitet den ortsansässigen Fischern ordentlich Schwierigkeiten. Während sich die Fischer an eine Fangquote halten müssen, damit sich Fischpopulationen erholen können, verspeisen die Kormorane Heringe in rauen Mengen.
Fischer dürfen nur begrenzt fischen
Dorsch- und Heringsbestände erholen sich in der Ostsee nicht wie erhofft. Heringe dürfen laut Bundeslandwirtschaftsministerium mit passiven Fanggeräten wie Stellnetzen und Reusen nur in begrenztem Umfang gefischt werden.
Fischer André Grähler schätzt die Zahl der Wasservögel auf etwa 8.000 bis 10.000 pro Tag. Er plädiert dafür, deren Bestand zu regulieren: „Die Kormorane, die da jetzt auf der Mole sitzen, fressen an einem Tag so viele Heringe, wie ich das ganze Jahr fischen darf“, sagt Grähler.
Drei bis vier Tonnen Fisch fressen die bis zu einem Meter großen Vögel laut Grähler am Tag. „Und sie werden alle satt, sonst würden sie ja nicht hier verweilen“, ergänzt er. Auch der Landesverband der Binnenfischer MV hatte Anfang 2024 eine Abschussprämie für Kormorane gefordert.
Den Angaben zufolge holen Kormorane doppelt so viel Fisch aus den Gewässern wie die Fischer. Der Kormoran-Bestand müsse verkleinert werden, forderte der Fischerverband.
Tierschützer hingegen lehnen verschärfte Maßnahmen gegen Kormorane ab. Nach Angaben des Naturschutzbundes Nabu sind Rückgänge von Fischbeständen mehr auf Gewässerverschmutzung als auf den Kormoran zurückzuführen. Die Naturschützer fordern, „den Kormoran als Bestandteil unserer Gewässerökosysteme zu akzeptieren“, heißt es auf der Nabu-Webseite zum Schutz des Kormorans.
Fast ausgerottet, nun wieder erholt
Der Kormoran ist EU-weit geschützt. Nachdem die Vogelart fast ausgerottet war, erholte sich die Population wieder. Die Zahl der Kormorane an der südwestlichen Ostsee im Raum Dänemark, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern liegt bei knapp 50.000 Brutpaaren.