[REQ_ERR: 526] [KTrafficClient] Something is wrong. Enable debug mode to see the reason. Analyse: Die Reparatur von VW wird wohl länger dauern – Beste Nachrichten

Analyse: Die Reparatur von VW wird wohl länger dauern

In das laufende Jahr geht VW noch einigermaßen hoffnungsvoll, trotzdem liefert die Konzernleitung einen desillusionierenden Ausblick. Das liegt vor allem an drei strukturellen Problemen.

Will man die Lage bei Europas größtem Industriekonzern nach den aktuellen Jahresergebnissen akkurat zusammenfassen, klingt das auf den ersten Blick etwas nach Achterbahnfahrt. Erstens: Die Geschäfte liefen schlecht. Zweitens: Zuletzt liefen sie sogar etwas besser, als zu befürchten war, besonders in Europa. Drittens: Die Aussichten bleiben düster. Es wird wahrscheinlich schwieriger als der Konzern selbst gehofft hatte, die Strukturprobleme des Unternehmens zu reparieren. 

Konzernchef Oliver Blume und sein Finanzvorstand Arno Antlitz haben sich die hohen Versprechungen inzwischen weitgehend abgewöhnt. „Insgesamt können wir mit dem finanziellen Ausblick nicht zufrieden sein“, sagte Antlitz am Dienstag nach der Vorlage der Jahreszahlen. Für das angelaufene Jahr stellte er in Aussicht, dass es noch einmal deutlich schlechter laufen könnte als 2024: Der operative Gewinn könnte demnach nach dem satten 15-Prozent-Minus noch einmal ein gutes Stück einbrechen. Die operative Rendite, die konzernweit bei mageren 5,9 Prozent lag, könnte noch weiter absacken und der operative Cashflow, also das, was bar in die Kasse kommt, könnte sich noch einmal halbieren, gegenüber 2023 könnte sich der Wert der Prognose zufolge sogar vierteln oder fünfteln.

Vielleicht stapeln die Konzernverantwortlichen dieses Mal auch bewusst tief, nachdem sie im vergangenen Jahr wiederholt ihre Prognose nach unten korrigieren mussten. Denn eigentlich sieht es für 2025 gar nicht mal so schlecht aus. Zwar ist das erste Quartal „deutlich schwächer in Bezug auf Marge und Cashflow“, wie Antlitz sagte. Aber der europäische Markt liefert dennoch jetzt einige Anzeichen, nach denen er dieses Jahr etwas besser läuft als befürchtet. 

EU-Politik schwenkte zugunsten VWs um

Hier liefert auch die jüngste Ankündigung von EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen eine enorme Entlastung für den Konzern. Von der Leyen will die CO₂-Obergrenzen lockern, die VW dieses Jahr gezwungen hätten, Elektrofahrzeuge mit deutlichen Preisnachlässen in den Markt zu drücken, und die dem Konzern dennoch womöglich milliardenschwere Strafzahlungen abverlangt hätten. Man habe vor zwei Wochen von der Leyen in Brüssel die Lage deutlich gemacht, berichtete Blume. Dann folgte die Ankündigung der EU-Chefkommissarin. „Da bin ich sehr positiv, wie sich die CO₂-Zielsetzung entwickelt.“ Die Kommissionschefin will den Autokonzernen drei Jahre Zeit geben, die ab 2025 geltenden Werte für den Gesamtzeitraum zu erreichen. Das hilft besonders dem VW-Konzern, weil der zu den Anbietern zählt, die noch am weitesten vom Ziel entfernt sind. Zudem will er gleichzeitig 2026 und 2027 attraktive E-Fahrzeuge im Einstiegssegment zu günstigen Preisen auf den Markt bringen. Für die Ziele von 2025 wäre das zu spät gewesen, mit von der Leyens Drei-Jahre-Regelung könnten sie die Fahrzeuge mit einrechnen und daher die Obergrenze doch nicht reißen. Da der Plan noch nicht beschlossen ist, betonte Antlitz, ist er auch noch nicht in die Konzernprognose eingerechnet. 

Zusätzlich könnten sich in diesem Jahr erstmals Spareffekte aus dem kurz vor Weihnachten angekündigten Programm mit Kostensenkungen, Gehaltsbremsen und Jobabbau positiv auf die Jahresergebnisse auswirken. Manches spricht somit dafür, dass der Vorstand für das laufende Jahr etwas zu schwarz malt, wenngleich natürlich auch die allgemeine geopolitische Unsicherheit und der von US-Präsident Donald Trump angefachte Zoll- und Handelsstreit noch einmal heftig negativ auf die Geschäfte für 2025 auswirken könnte.

Trotz dieser eher positiven Signale spricht wenig dafür, dass der Volkswagen-Konzern, den das eigene Management im vergangenen Jahr als Sanierungsfall klassifizierte, in absehbarer Zeit über den Berg ist. Das liegt daran, dass die wesentlichen Strukturprobleme des Konzerns tiefer gehen. Diese sind mit drei Schlagworten verbunden: China, Porsche, Audi. Diese drei Schlagworte stehen für die Lebensversicherungen des Konzerns oder für das, was lange die Lebensversicherungen des Konzerns waren: hohe Gewinne aus China, hohe Gewinne der beiden Tochtermarken aus dem Luxus-, Sportwagen- und Edelautogeschäft. Das Stammgeschäft mit der Marke VW ist schon seit Jahren renditeschwach, doch lange wurde diese Schwäche durch die sprudelnden Gewinne aus China und aus den zwei Premium-Töchtern mehr als ausgeglichen. Jetzt hält das Unternehmen bei den Kosten der Stammmarke dagegen. 

Problemfall China

Aber das Chinageschäft stürzt immer weiter ab und Porsche und Audi drohen zu entgleiten. In China sieht es so aus, dass der Gewinn 2024 noch einmal um fast eine Milliarde Euro auf 1,7 Mrd. Euro nachgegeben hat. Im laufenden Jahr geht der Absturz nach der Prognose wahrscheinlich unvermindert weiter. Es könnten weniger als eine Milliarde Gewinn herauskommen. Mit mindestens 500 Mio. Euro rechnet der Konzern noch. Blume selbst rechnet damit, dass es ab 2026 wieder nach oben geht, weil dann der Hersteller langsam wieder wettbewerbsfähige Autos in Chinas elektrogeprägten Markt anbieten könne. Doch ob diese Rechnung aufgeht, wird sich daran entscheiden, welche Entscheidungen die chinesische Regierung und die dortigen Banken treffen. Wenn sie die zahlreichen unprofitablen chinesischen Hersteller weiter am Leben halten, dann dürfte es mit dem VW-Plan schwierig sein.

Die von Audi angeführte Markengruppe stürzte beim operativen Gewinn um mehr als 37 Prozent ab und schreibt nur noch sechs Prozent operative Rendite. Eigentlich war mal das Doppelte das Ziel. Bei der von Porsche angeführten Markengruppe war es ein Gewinneinbruch um ein Viertel. Hier liegt die operative Rendite bei 14,5 Prozent. Eigentlich sollte der Wert bei 20 Prozent liegen. Porsche hat seinerseits Schwierigkeiten in China und leidet unter falscher Modellpolitik. Bei Audi liegen die Probleme noch tiefer. Die Marke aus Ingolstadt muss erst einmal vom Modellportfolio, vom Markenimage und technisch wieder Anschluss gewinnen.

Das ist das größere strukturelle Problem, vor dem VW steht und das, wenn es unglücklich läuft, auch noch über 2027 hinaus. Neben den strukturellen Problemen muss das Unternehmen auch noch mit den konjunkturellen und den geopolitischen Malaisen kämpfen. Konjunkturell ist der europäische Markt immer noch schwach, der nordamerikanische ungewiss und der chinesische hinter seinen Möglichkeiten. Geopolitisch wirken nicht nur die Zölle und Handelskriege, sondern auch die Notwendigkeit, die Weltregionen voneinander zu entkoppeln.

Es müsste schon sehr viel sehr gut laufen, damit die Sanierung ohne weitere Verwerfungen und Verzögerungen gelingt.