Hollywood hautnah: Intime Blicke auf große Stars
Der Fotograf Eric Guillemain ist seit Jahren auf Hollywoods Film-Sets unterwegs und stößt immer wieder auf magische Momente, nun zu sehen im Bildband „Backstage Dreams“.
Es ist ein Traum, nicht nur für einen Fotografen. Im Backstage-Bereich herumzuhängen, während nebenan die Stars auf ihren Auftritt warten. Wer schon mal bei Dreharbeiten dabei war für eine Kino-Produktion oder eine Werbekampagne, weiß: Es wird viel gewartet, sehr viel. Genug Zeit für einen Hintergrundkünstler wie Eric James Guillemain. Seit mehr als 15 Jahren vertreibt sich der französische Fotograf die Zeit hinter den Kulissen auf die denkbar beste Art: Er jagt nach Momenten, die sonst ungesehen bleiben, schießt Bilder, die sonst keiner macht. Seine Ausbeute präsentiert er nun in seinem ersten Buch, dem Bildband „Backstage Dreams“.
Dabei ist Guilllemain selbst ein kleiner Star. Geboren in Marokko, aufgewachsen in Paris, war er eine Zeit lang Sänger einer französischen Rockband namens Venice. 2002 zog er für die Karriere als Musiker sogar nach New York um, ergatterte aber stattdessen einen Job als Assistent des legendären deutschen Modefotografen Peter Lindbergh (1944 bis 2019). Er schleppte Ausrüstung, baute Licht auf und dokumentierte dessen Arbeit. Bald machte er sich jedoch einen eigenen Namen mit seinem zurückgenommenen und direkten Stil, für den er auf Filter oder andere Hilfsmittel verzichtet. Er arbeitete mit Marken wie Dior, Chanel, Guerlain und L’Oreal oder hatte Talente wie Vanessa Paradis oder Karl Lagerfeld für Magazine wie „Vogue“ vor der Linse.
„Backstage Dreams“ mit mehr als 200 Bildern ist nun ein erstes Resümee seines Werkes. Inspiriert von einem fotografischen Essay über Charlie Chaplins Arbeit an „Rampenlicht“ versucht Guillemain, einen möglichst natürlich wirkenden Blick hinter die Produktionsfassaden zu werfen. Einige der Schauspielerinnen und Schauspieler, die er begleiten durfte, seien sehr konzentriert bei der Arbeit, andere eher entspannt, berichtet er. „Manchmal lachen sie, manchmal scherzen sie zwischen den Takes.“ Meistens handele es sich jedoch um eine ernste Sache: „Es geht um eine Menge Geld. Man will keine Zeit verlieren.“
Bei der Wahl seiner Motive geht es ihm um Authentizität und unbeobachtete, intime Augenblicke, die mehr über die Protagonisten offenlegen als jedes offizielle Fotoshooting. Er sucht den Moment davor oder dazwischen, die letzten Schritte aus dem Trailer oder dem Ankleidezimmer ins Schweinwerferlicht oder die Pause zwischen zwei Aufnahmen. „Ein gutes Foto kann in jeder einzelnen Sekunde entstehen“, sagte Guillemain kürzlich in einem Interview für CNN. „Entweder man setzt sich hin, trinkt Kaffee und wartet, dass etwas passiert. Oder man läuft einfach weiter mit der Kamera herum und ist offen für alles.“
So gelingt es ihm, die Kunst vor der Kunst einzufangen, die Ruhe vor der Action, wenn alles noch möglich ist und denkbar. Seine Bilder sind deshalb vor allem eine Verheißung, die Künstlerinnen und Künstler darauf sind noch ganz bei sich. Auch deswegen fühlen sich seine Motive so nah an, als würden wir heimlich danebenstehen. Und mitwarten.
Eric James Guillemain: „Backstage Dreams – The Secret Door to Sets“, Damiani Verlag, 256 Seiten, 50 Euro