[REQ_ERR: 526] [KTrafficClient] Something is wrong. Enable debug mode to see the reason. Religion und Brauchtum: Passionsspiele in Osthessen – „Unserem Herrgott Danke sagen“ – Beste Nachrichten

Religion und Brauchtum: Passionsspiele in Osthessen – „Unserem Herrgott Danke sagen“

Die Passion erzählt die Leidensgeschichte von Jesus und sein Sterben. Auch in Hessen wird die Geschichte auf die Bühne gebracht. In diesem Jahr ist das osthessische Großenlüder Spielort.

Zuerst gab es überhaupt keinen Jesus-Darsteller, nun ist die zentrale Rolle der Passionsgeschichte für die diesjährigen Spiele in Großenlüder gleich doppelt besetzt. Wenige Tage vor der Premiere der Passionsspiele an diesem Samstag (8. März, 19.30 Uhr) wird in der osthessischen Gemeinde eifrig geprobt – mit den beiden Jesus-Darstellern, die nach einem großen Aufruf in den Medien rechtzeitig gefunden wurden. 

Sebastian Schwarzstein aus Bimbach und Frank Braun aus Eiterfeld (Kreis Fulda) teilen sich die Jesus-Rolle bei den insgesamt sieben Aufführungen bis zum 12. April. Optisch passen die zwei Laien-Schauspieler recht gut zu der Vorstellung, die viele Menschen von Jesu haben. „Vor allem haben beide lange Haare und brauchen keine Perücke“, erklärt Manfred Müller, der die Spiele leitet und den Passionsspielverein ins Leben gerufen hat.

50 Schauspieler und über 60 Musiker 

Für die Menschen in Großenlüder und in den umgebenden Ortschaften sind die Spiele, die zum dritten Mal auf die Bühne gebracht werden, eine große Sache. 50 Menschen werden auf der Bühne mitwirken, 50 weitere im Chor und ein gutes Dutzend noch einmal im Orchester. Darauf, dass die Musik live aufgeführt wird und nicht vom Band kommt, ist der Spielleiter besonders stolz, zumal die speziell bearbeiteten Stücke aus der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach musikalisch sehr anspruchsvoll seien.

Andere Passionsspiele wie die deutschlandweit wohl bekanntesten in Oberammergau in Oberbayern haben oft eine jahrhundertealte Tradition. In Großenlüder ist das nicht der Fall. Nach 2015 und 2018 finden sie in diesem Jahr erst das dritte Mal statt. 

„Gerade in einer Zeit wie heute, wo der Glaube schwindet“

Wie kommt es, dass in der osthessischen Gemeinde nahe Fulda die Passionsgeschichte auf die Bühne kommt? „Ich habe mit meiner Frau viele Passionsspiele gesucht und da ist dann irgendwann etwas in mir erwachsen“, berichtet Müller.

Er habe sich gedacht, das könne man auch einmal in Großenlüder probieren, fügt er hinzu. „Es geht dabei darum, unserem Herrgott einmal Danke zu sagen für ein gelungenes Leben, für eine gute Familie. Gerade in einer Zeit wie heute, wo der Glaube schwindet“, betont Müller. Es sei vielleicht auch der Versuch, „den einen oder anderen wieder für unseren katholischen Glauben zu begeistern“.

Ein syrischer Flüchtling als Tempelwächter

Aber – und darauf legt der Spielleiter Wert – es sind auch evangelische Christen mit dabei. „Wir sind eine bunt zusammengewürfelte Schar von Menschen“, betont Müller. Auch ein vor Jahren aus Syrien geflüchteter Christ gehört zum Ensemble, schon zum zweiten Mal. Er spielt einen Soldaten der Tempelwache.

Dessen Schwester spielt laut Müller erstmals mit, wird aber im Gegensatz zu ihrem Bruder keine Sprechrolle haben. Sie spielt im Volk mit, das Jesus beim Einzug in Jerusalem zujubelt. 

Auch Müller steht in diesem Jahr auf der Bühne. „Ich darf in diesem Jahr das erste Mal selbst mitspielen“, berichtet er schmunzelnd. Bei der Rollenbesetzung sei zum Schluss noch ein Hohepriester übrig geblieben, und da habe ihn Regisseur Günther Hahn gebeten einzuspringen. 

Bessere Infrastruktur und mehr Plätze

Anders als bei den Passionsspielen von 2015 und 2018 wird in diesem Jahr nicht in der inzwischen aufwendig sanierten Kirche von Großenlüder, sondern im Gemeindezentrum Lüderhaus gespielt. Dort sei die Infrastruktur – einschließlich Sanitäranlagen – besser als in der Kirche, erklärt Müller. Und es gibt mehr Plätze für Zuschauerinnen und Zuschauer. 

Selbst aus der Schweiz und den USA hätten sich schon Besucher angekündigt, sagt Müller. Tickets für die meisten Aufführungen sind noch erhältlich und können online bei den Passionsspielen bestellt werden.

Fuldaer Bischof ist Schirmherr

Schirmherr der Passionsspiele in Großenlüder ist der Fuldaer Bischof Michael Gerber. Er wird den Premierentag mit einem Gottesdienst um 17.00 Uhr in der Pfarrkirche St. Georg einleiten.

Auch andere Spielorte in Hessen

Auch andernorts in Hessen wird die Leidensgeschichte Jesu szenisch nachgespielt. In Bad Soden-Salmünster (Main-Kinzig-Kreis) etwa gibt es Passionsspiele, die 1983 aus einem Messdienerspiel während des Palmsonntagsgottesdienstes hervorgegangen sind. An der jüngsten Auflage im vergangenen Jahr beteiligten sich über 100 Menschen.

In Eppertshausen (Kreis Darmstadt-Dieburg) wurden im vergangenen Jahr am Karfreitag ebenfalls Passionsspiele aufgeführt. Die nächste Aufführung ist für 2027 geplant. 

Eine jahrzehntealte Tradition hat auch die Karfreitagsprozession im südhessischen Bensheim (Kreis Bergstraße), bei dem kostümierte Laiendarsteller seit 1982 die Karfreitagsprozession nachstellen. Die Prozession wird von der örtlichen italienischen Gemeinde organisiert.