Geschichte: Wissenschaftliche Aufarbeitung von kolonialem Kulturgut
Zum Beispiel früher Kopfschmuck aus Afrika: In Hessens Museen liegt auch manche historische Zusendung aus Deutschlands einstigen Kolonien. Was geschieht damit heute?
Von Provenienzforschung zum Aufspüren von NS-Raubgut haben viele schon gehört – weniger bekannt ist die Erforschung der Herkunft von kolonialem Kulturgut in hessischen Museen. Erst vor wenigen Jahren hat die verstärkte wissenschaftliche Aufarbeitung von Objekten begonnen, die Auswanderer und Reisende einst aus den früheren deutschen Kolonien in das damalige Kaiserreich geschickt hatten.
Hierzu erklärte der hessische Kulturminister Timon Gremmels (SPD): „Provenienzforschung ist eine auf Dauer angelegte historische und politische Aufgabe. Es geht uns darum, historisches Unrecht sichtbar zu machen, im Bewusstsein der Gesellschaft zu halten und einen Beitrag zu leisten, damit solches Unrecht nie wieder geschieht.“ Hessens frühere Kulturministerin Angela Dorn (Grüne) erinnerte einst daran, dass Deutschland als Kolonialmacht „teils unfassbare Verbrechen begangen“ habe. „Darüber gesprochen wird heute noch zu wenig“, ergänzte sie.
Koordinierungsstelle zu kolonialem Kulturgut
Das Land Hessen fördert nach eigenen Angaben die 2023 gegründete Koordinierungsstelle zur Aufarbeitung von Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten mit jährlich 215.000 Euro. Angesiedelt ist sie im Museum Wiesbaden. Zudem erhält der Museumsverband Hessen 75.000 Euro pro Jahr für die Provenienzforschung bei NS-Raubgut und kolonialem Kulturgut in den rund 400 nicht staatlichen Museen im Land. Die deutsche Kolonialherrschaft währte von den 1880er Jahren bis zum Ersten Weltkrieg.