[REQ_ERR: 526] [KTrafficClient] Something is wrong. Enable debug mode to see the reason. Fragen und Antworten: Das bedeutet Trumps Zoll-Poker für Bitcoin, Dax und deutsche Firmen – Beste Nachrichten

Fragen und Antworten: Das bedeutet Trumps Zoll-Poker für Bitcoin, Dax und deutsche Firmen

Donald Trump verhängt Strafzölle gegen Kanada und China – Mexiko kommt vorerst davon. Selbst im eigenen Land wird er dafür scharf kritisiert.

Kurz sah es so aus, als ob Donald Trump beim Thema Strafzölle weniger ernst machen könnte, als befürchtet. Dann aber legte der US-Präsident so richtig los, drohte zunächst Kolumbien mit Strafzöllen, sollten sie keine Migranten mehr zurücknehmen – worauf das Land nachgab. Am Wochenende verhängte er dann erste reale Zölle gegen Mexiko, Kanada und China. Später setzte er zwar die Zölle gegen Mexiko für einen Monat aus, weil das Land 10.000 Soldaten an die Grenze entsenden will. Doch das ändert nichts am internationalen Zoll-Poker, den Trump spielt – Capital beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wen treffen die neuen Strafzölle?

Alle Einfuhren aus Mexiko und Kanada sollten ab Dienstag wohl mit einer 25-prozentigen Gebühr belastet werden, Energie aus Kanada mit einer geringeren Gebühr von zehn Prozent. Im Fall von Mexiko ist dieser Beschluss für einen Monat ausgesetzt. Auf Waren aus China werden weitere zehn Prozentpunkte zu den schon geltenden Zöllen aufgeschlagen. Die betroffenen Länder kündigten im Gegenzug Vergeltungszölle gegen die Vereinigten Staaten an. Mexiko, Kanada und China sind in der Reihenfolge die drei wichtigsten Handelspartner mit den USA, schaut man auf die Handelsbilanz zwischen den Ländern.

Wie reagieren die Märkte?

Noch am Wochenende wurde in Sozialen Netzwerken eine Apokalypse für den Montag prophezeit. Am Ende war es nur ein Sturm im Wasserglas. Der deutsche Leitindex Dax lag zwei Prozent tiefer, der amerikanische Leitindex S&P 500 rund 1,8 Prozent. Am stärksten wurden Kryptowährungen abgestraft. Das nach Marktkapitalisierung größte Krypto-Asset, der Bitcoin, stand am Montag mehr als sieben Prozent im Minus, kleinere Coins wie Ether sogar 35 Prozent. Anleger rechnen offenbar damit, dass die Zölle die Zinssenkungsfantasien in den USA ausbremsen könnten. Das trifft vor allem volatile Wachstumswerte wie Kryptowährungen.

Warum führt Donald Trump die Strafzölle ein?

Im Fall von Mexiko und Kanada führt Trump nach eigenen Angaben vor allem Strafzölle ein, um die Grenzen besser zu schützen. Beide Länder seien ein Hauptgrund dafür, dass Drogen und illegale Einwanderer in die USA kommen, so Trump. Allgemein, und das gilt vor allem im Fall Chinas, kritisiert Trump die Handelsbilanzdefizite der USA. Einfach gesagt empfindet er es als ungerecht, wenn die USA in ein Land weniger verkaufen als sie von dort einkaufen. Allein auf Mexiko entfallen dabei 19 Prozent des gesamten US-Handelsbilanzdefizits. 2014 waren es noch elf Prozent. 

Trumps Fokus auf Handelsbilanzdefizite greift allerdings zu kurz, da er den wichtigen Dienstleistungssektor der USA unterschlägt. Wenn Tech-Konzerne wie Microsoft und Apple Dienstleistungen in Europa verkaufen, schlägt sich das in der sogenannten Leistungsbilanz der USA nieder. Hier fällt das Defizit deutlich geringer aus. Für Trump zählen aber in erster Linie physische Produkte wie Autos, Öl und Stahl – die „Old Economy“, die er wieder zurück ins Land holen will.

US-Zölle gegen Mexiko werden ausgesetztUS-Zölle gegen Mexiko werden ausgesetzt 16.55

Was sind die Folgen der Strafzölle?

Die Inflation in den USA wird wieder steigen. Tragen müssen die Zölle nämlich die Amerikaner selbst, beziehungsweise zunächst die Importeure an der Grenze, die diese wiederum an die Kunden weitergeben. Dadurch steigen die Preise für normale Verbraucher. Das exportierende Land ist im ersten Schritt nicht von den Zöllen betroffen. Fraglich ist dann allerdings, wie die Konsumenten reagieren. Bei einigen Produkten wird sich der Konsum hin zu inländischen Produkten verschieben, möglicherweise bei Autos und Technik. Das träfe die ausländischen Unternehmen wie deutsche Autohersteller dann natürlich hart, muss es aber auch nicht. Bei Apple etwa, das 80 Prozent seiner iPhones in China herstellt, rechnet die Bank of America nur mit einem Verlust von etwa 0,5 Prozent beim Gesamtergebnis, weil die Klientel Preiserhöhungen traditionell mitgeht. 

Ohnehin gibt es auch nicht für alle Produkte ein inländisches Pendant. Gerade bei Dingen des täglichen Bedarfs, wie etwa Lebensmitteln, wird es auf die Schnelle keinen Ersatz geben, sodass US-Konsumenten kaum um den Aufpreis herumkommen. Und bis neue Fabriken in den USA gebaut werden, vergehen Jahre – wenn sie überhaupt je gebaut werden. Denn nicht jedes Produkt lässt sich in den USA produzieren, und wenn theoretisch doch, nicht zwingend günstiger. In der ersten Amtsperiode von Trump ist der gegenläufige Effekt eingetreten: Das Leistungsbilanzdefizit ist nur noch größer geworden. Das Defizit stieg zwischen 2016 und 2019 um 21,6 Prozent an, getrieben unter anderem von einem Anstieg des Handelsbilanzdefizits um 15,3 Prozent auf 864,3 Milliarden US-Dollar im Jahr 2019 – berechnete das Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.

Die Zölle haben aber noch einen zweiten negativen Effekt – sie stärken den Dollar. Das führt wiederum dazu, dass Importe in die USA günstiger werden. Analysten schätzen, dass zehn Prozent Strafzoll einen entsprechenden Abschlag von vier bis sechs Prozent im Wechselkurs ausmachen. Strafzölle sind wegen all dieser Gründe deutlich weniger wirksam als sie auf den ersten Blick erscheinen.

Was sagen Ökonomen zu Trumps Zöllen?

Ökonomen sind wahlweise genervt oder entsetzt. So gut wie kein relevanter Volkswirt hält Strafzölle jedenfalls für förderlich, vor allem nicht gegen wirtschaftspolitisch ähnlich aufgestellte Partner wie Mexiko, Kanada und Europa, die die Grundsätze des fairen Wettbewerbs beachten. „Volkswirtschaftlich macht das keinen Sinn“, lautete das simple Urteil des österreichischen Ökonomen Harald Oberhofer im Gespräch mit Capital. „Die Zollpolitik der Regierung Trump ist schädlich für die Wachstumsaussichten der Weltwirtschaft und auch der USA selbst“, sagt BDI-Experte Wolfgang Niedermark.

Unter Ökonomen gilt der Konsens, dass Arbeitsteilung am Ende für alle Seiten gut ist – geprägt von David Ricardo Anfang des 19. Jahrhunderts. Dieser zeigte am Beispiel der Weinproduktion in Portugal und Tuchproduktion in England, dass beide Seiten weniger Arbeitskraft pro Stück benötigen, wenn sie sich auf ihre Kernkompetenz fokussieren und nicht beides machen. Es ist also günstiger für die Verbraucher eines Landes, wenn es sich auf wenige Produkte spezialisiert, die sich vor Ort besonders effizient herstellen lassen. Trump setzt sich nun über diesen Grundsatz hinweg und meint, dass die USA auch alles selbst produzieren könnten.STERN PAID C+ Grönland Trump 8:49

Wo ihm Ökonomen in Teilen recht geben, ist der Umgang mit anderen wirtschaftspolitischen Regimen wie etwa China. Dort werden Produkte teilweise strukturell unter Produktionskosten auf den Weltmarkt gegeben, um langfristig politische Ziele durchzusetzen. Strafzölle könnten hier einen Beitrag leisten, um gleiche Wettbewerbsbedingungen herzustellen.

Was würden Strafzölle für Deutschland bewirken?

Deutschland wäre als exportstarkes Land stärker von Zöllen betroffen als andere Länder. Das liegt aber auch daran, dass Deutschland beispielsweise Autos und Maschinen in die USA exportiert, die dort auch gut produziert werden können. Indirekt könnten vor allem deutsche Autobauer schon bald getroffen, weil viele von ihnen Fabriken in Mexiko betreiben und von dort in die USA exportieren. Sollte Trump die Zölle nach einem Monat doch scharfstellen, würden sie leiden.

„Die Gefahr besteht nicht in der einzelnen Maßnahme“, sagt Ökonom Oberhofer, „sondern darin, dass sich das ganze Thema auswächst“. Wenn also ein ausgewachsener Wirtschaftskrieg zwischen den Ländern ausbricht, weil keine Seite nachgeben will – und kann. Die Leidtragenden wären auch hier die normalen Bürger.

Disclaimer Capital bei stern+