Studie: Warum Fatalismus schlecht für unsere Zahngesundheit ist
Menschen, die ihr Leben vom Schicksal abhängig machen, tun ihrer Zahngesundheit keinen Gefallen. Fatalisten fallen laut einer Studie die Zähne früher aus.
Man kennt sie von Werbeplakaten, die perfekte Aneinanderreihung funkelnd weißer Zähne zum sogenannten Zahnpastalächeln entblößt. Wenn da nicht Photoshop nachgeholfen hat, dann doch mindestens Bleiche, oder? Es gibt sie, diese Menschen mit dem unverschämten Glück, unkomplizierte Beißerchen zu haben. Zähne eben, die mit dem Zahnarztbohrer noch nicht per Du sind und für die Schmerz ein Fremdwort ist. Die meisten anderen haben nicht so ein Glück, haben einen Mund voller Füllungen und trifft Eis auf Zahn, hat das einen ähnlichen Effekt wie ein Elektroschocker. Aber warum haben manche bis zum Ende ein volles Gebiss und andere schon früh die ersten Lücken? Unsere Einstellung zum Schicksal spielt, wollen Forscher:innen herausgefunden haben, eine Rolle.
Bei dem EuroPerio10-Kongress der European Federation of Periodontology stellten Forscher:innen eine Studie vor, an der 79 Patient:innen teilnahmen, die für eine Parodontaluntersuchung ins Universitätskrankenhaus Bretonneau in Paris kamen. Im Schnitt waren die Teilnehmer:innen 46 Jahre alt, bei etwa zwei Drittel handelte es sich um Frauen. Die Ergebnisse deuten einmal mehr darauf hin, dass psychologische Faktoren einen Einfluss auf die Zahngesundheit haben und dass Therapien zu einer Verbesserung führen könnten. Für die Untersuchung sammelte das Forscherteam unter anderem Daten zum Lebensstil, Einkommen, Bildung und Familienstand. Die Teilnehmer:innen beantworteten einen psychologischen Fragebogen, zudem wurden sie auf Stresslevel sowie mögliche vorliegende Depressionen gecheckt. STERN PAID 16 2021 Die Wurzel allen Übels 15.10
Mentale Gesundheit kann die Zahngesundheit beeinflussen
Das Forscherteam fand heraus, dass Menschen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen, weniger Zahnprobleme haben als Menschen, welche die Kontrolle abgeben und daran glauben, dass das Glück oder der Zufall über die Entwicklungen in ihrem Leben entscheiden. Die Fatalisten hatten demnach im Schnitt drei Zähne verloren, zwei mehr als die, die statt ans Schicksal vor allem an sich selbst glauben. Ein ähnliches Gefälle zeigte sich bei der Zahnfleischgesundheit. Die Schicksalsgläubigen litten öfter an schwerer Parodontitis. Wird diese nicht behandelt, kann das im Extremfall dazu führen, dass die Zähne nicht nur anfangen zu wackeln, sondern auch ausfallen.
Aber nicht nur Fatalismus konnten die Forscher:innen als Faktor ausmachen. Darüber hinaus seien diese Patient:innen eher depressiv gewesen, so Studienautor Sebastien Jungo von der Universität Paris. Er sagt, dass die Erkenntnisse Zahnärzte dazu ermutigen sollten, „den emotionalen Zustand ihrer Patienten zu beurteilen und sie gegebenenfalls an eine geeignete psychologische Betreuung zu verweisen“.
Neu ist die Erkenntnis, dass die Psyche einen Anteil an der Mundgesundheit hat, nicht. Immer mehr Studien weisen in diese Richtung. Psychische und psychosomatische Beschwerden wie Stress, Depressionen oder Schicksalsschläge haben einen Einfluss auf das körperliche Wohlbefinden. Sie können beispielsweise zu Zahnfehlbelastungen oder zum Zähneknirschen führen. Die Bundeszahnärztekammer schätzt, dass ein Fünftel der Patient:innen mit Beschwerden in Zahnarztpraxen psychisch beeinträchtigt ist oder psycho-soziale Faktoren eine Rolle am Aufkommen und dem Verlauf der Beschwerden spielen.
Quellen: European Federation of Periodontology,News Medical & Life Science, The Telegraph, Bundeszahnärztekammer