[REQ_ERR: 526] [KTrafficClient] Something is wrong. Enable debug mode to see the reason. Schulsport: Frust beim Sportunterricht – Landesschülerrat will Reform – Beste Nachrichten

Schulsport: Frust beim Sportunterricht – Landesschülerrat will Reform

Schulsport wird von Schülern oft als Belastung empfunden. Die Gründe liegen im System, meint der Landesschülerrat und plädiert deshalb für grundlegende Reformen – bis hinein in die Benotungen.

Sportunterricht in der bisherigen Form sorgt nach Ansicht der Schülervertretung von Mecklenburg-Vorpommern mehr für Frust, anstatt Lust an der körperlichen Betätigung zu wecken. „Wir müssen endlich aufhören, Schüler für ihre körperlichen Voraussetzungen zu bestrafen. Der Sportunterricht sollte motivieren – nicht abschrecken“, mahnt der Vorsitzende des Landesschülerrats, Felix Wizowsky. Ziel müsse es sein, Freude an Bewegung zu vermitteln und einen aktiven, gesunden Lebensstil zu fördern. 

Doch demotiviere das derzeitige Benotungssystem Schüler oft. Jugendliche empfänden den Sportunterricht häufig als Belastung und nicht als Chance. „Ich sehe immer wieder Schüler, die sich Krankschreibungen besorgen, um nicht am Unterricht teilnehmen zu müssen. Das zeigt, wie sehr die derzeitige Praxis an ihren Bedürfnissen vorbeigeht“, erklärte Wizowsky. Die Bewertungssysteme seien unfair, da sie standardisierten Leistungskriterien folgten, individuelle körperliche Voraussetzungen aber nicht berücksichtigten. Wer von Natur aus beweglicher oder größer sei, habe es etwa beim Hochsprung leichter, gute Noten zu erreichen. 

Schülerrat für Verzicht auf Sport-Noten bis Klasse 8 

Der Landesschülerrat spricht sich daher dafür aus, bis zur Klasse 8 keine Sport-Noten zu vergeben. Stattdessen solle es eine schriftliche Beurteilung geben, die Einsatzbereitschaft, Teamfähigkeit und persönliche Fortschritte würdigt. In den folgenden Klassenstufen solle neben der körperlichen Leistung auch die Entwicklung in die Benotung einfließen. Flexible Unterrichtskonzepte sollen zudem für mehr Wahlmöglichkeiten und abwechslungsreiche Sportangebote sorgen. „Das Bildungsministerium muss endlich handeln. Alles andere ist reines Festhalten aus Sturheit an veralteten Normen“, meint Wizowsky.

Reformen fordert auch die Sportwissenschaft. „Im Sportunterricht darf nicht eindimensional nur der Istzustand der Leistung eines Schülers erhoben werden. Es muss vor allem die Begeisterung für den Sport geweckt und gefördert werden. Spaß ist dafür der Türöffner“, sagt Christiane Stuhr vom Sportwissenschaftlichen Institut der Universität Rostock. 

Umfrage bestätigt Negativbild von aktuellem Schulsport 

Die Realität sei indes ernüchternd. In einer Befragung von knapp 500 Siebtklässlern zum Sportunterricht hätten nur wenige von schönen Momenten berichtet. „Sehr häufig fielen hingegen Worte wie demütigend oder Müll“, konstatiert Stuhr. Sie plädiert dafür, unter anderem auch taktische Fähigkeiten im Spiel, Teamfähigkeit, Engagement oder das Bemühen, sich zu verbessern, bei der Bewertung mitzuberücksichtigen. „Es gibt Alternativen“, zeigt sich die Wissenschaftlerin überzeugt und rät, mehr auf die Schüler zu hören.

Durch den Ausbau der Ganztagsschule soll der Sport an den Schulen in Mecklenburg-Vorpommern einen größeren Stellenwert erhalten. Dazu sollen Verbände und Vereine über Verträge mehr einbezogen werden. Allerdings steht auch da meist der Leistungs- und Wettkampfgedanke im Vordergrund. Der Landessportbund hatte immer wieder beklagt, dass die Bestrebungen, die Bewegungsfreude von Kindern und Jugendlichen zu stärken, bislang nicht den gewünschten Erfolg brachten. 

Bewegungsmangel mit Folgen 

Dem jüngsten Kindergesundheitsbericht zufolge erreichen lediglich 11 Prozent der Mädchen und 21 Prozent der Jungen in Deutschland die tägliche Bewegungsempfehlung. Bewegungsmangel ist aber nach Angaben von Medizinern ein wesentlicher Grund für zunehmendes Übergewicht schon im Kindesalter. Erhebungen der Barmer Krankenkasse zufolge nahm die Zahl der Kinder mit krankhaftem Übergewicht in Mecklenburg-Vorpommern seit 2011 um etwa 50 Prozent zu.