Meinung: Donald Trump versagt in seiner ersten Krise zurück im Weißen Haus
67 Menschen sterben bei einer Flugzeugkatastrophe. Doch Donald Trump führt nicht zusammen und spendet Trost. Der Präsident beweist, dass er nichts dazu gelernt hat.
Donald Trump geht über Leichen. Ein solcher Satz würde sich für gewöhnlich in journalistischen Texten verbieten, auch in Kommentaren. Aber heute trifft er zu. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika instrumentalisiert die Katastrophe von Washington, bei der 67 Menschen bei einem Zusammenstoß eines Flugzeuges sowie eines Militärhubschraubers starben, für seine eigene politische Agenda.
Bislang ist unklar, wie es zu der Kollision und dem Absturz am späten Mittwochabend kommen konnte. Das gesteht auch Trump ein. Doch als der 78-Jährige am Donnerstagvormittag im Weißen Haus vor die Presse trat, interessierte ihn das kein Stück. Trump wollte – mal wieder – den starken Anführer markieren und Schuldige präsentieren. Und genau das tat er auch.
Für ihn habe die Sicherheit in der Luftfahrt immer an erster Stelle gestanden. „Für Obama und Biden stand die Politik an erster Stelle. Ihre Politik war schrecklich und ihre Programmatik war noch schlimmer“, sagte Trump. Der 47. Präsident der USA warf seinen Amtsvorgängern vor, sie hätten die Standards für Fluglotsen gesenkt.
Der Republikaner kritisierte die Programme der Bundesluftfahrtbehörde FAA, die darauf abzielten, „Menschen mit schweren geistigen und psychischen Behinderungen einzustellen“. Menschen mit eingeschränktem Hör- oder Sehvermögen, fehlenden Gliedmaßen, teilweiser oder vollständiger Lähmung, Epilepsie, schweren geistigen Behinderungen und Kleinwüchsigkeit qualifizierten sich alle für die Position eines Fluglotsen, sagte er.
Donald Trump hetzte immer wieder gegen Minderheiten
Eine Reporterin fragte Trump, ob er der Meinung sei, dass der Zusammenstoß durch die Diversitätsprogramme der Bundesluftfahrtbehörde verursacht wurde? Seine Antwort: „Es könnte so gewesen sein.“ Menschen mit Behinderung könnten also aus Sicht des amerikanischen Präsidenten für die größte Katastrophe in der amerikanischen Luftfahrt der letzten zwei Jahrzehnte verantwortlich sein – selbst für Trump ist das ein Tiefpunkt.
Aber es ist einer, der kaum überraschen sollte. Einst hatte sich Trump über den früheren und mittlerweile verstorbenen republikanischen Senator John McCain lustig gemacht, weil der seine Arme nicht mehr richtig heben konnte. Die hatte er sich im Vietnam-Krieg als Soldat gebrochen. Danach war er in Kriegsgefangenschaft, wo seine Verletzungen nicht behandelt wurden. McCain hatte Zeit seines Lebens mit den Folgen zu kämpfen.
FS Flugzeugkatastrophen USA 18:08
In seinem ersten Wahlkampf vor knapp zehn Jahren äffte Trump zudem einen Reporter mit Behinderungen auf offener Bühne nach. Immer wieder hetzt Trump gegen Minderheiten, auch am zehnten Tag seiner zweiten Amtszeit. Dabei ist die Stimmung im Land gedrückt. Erst die verheerenden Feuer in Los Angeles, nun die Katastrophe von Washington. Und natürlich stellen sich viele Menschen die Frage, wie ein solcher Zusammenstoß passieren konnte. Nun bräuchte es jemanden, der zusammenführt und Trost spendet. Trump aber pöbelt rum.
Der US-Präsident hat nichts dazu gelernt
In der Pressekonferenz beklagte er, oft gebe es nach solchen Tragödien jahrelange Untersuchungen, bei denen nichts rauskomme. Er will 14 Stunden nach einer Tragödie, Antworten geben, die im Moment noch keiner hat. Solch bizarre Auftritte legte Trump auch in seiner ersten Amtszeit immer wieder hin. Beispielsweise als er darüber nachdachte, ob man nicht Desinfektionsmittel in Körper injizieren könnte, um das Coronavirus zu bekämpfen.
Es war dieser erratische Trump, den die Leute irgendwann satthatten und weswegen er 2020 abgewählt wurde. Nun ist er zurück im Amt, wieder muss er eine schwierige Situation meistern. Und ganz offensichtlich hat der Präsident nichts dazu gelernt. Donald Trump versagt in seiner ersten großen Krise zurück im Weißen Haus.