[REQ_ERR: 526] [KTrafficClient] Something is wrong. Enable debug mode to see the reason. Verkehrsrecht: 2000 Mark und man durfte „alles“ fahren – so genial war die Führerscheinklasse III – Beste Nachrichten

Verkehrsrecht: 2000 Mark und man durfte „alles“ fahren – so genial war die Führerscheinklasse III

Der Führerschein ist teuer geworden. Bis 1999 war die Klasse 3 der Standard, für ihre Berechtigungen muss man heute drei Scheine erwerben und etwa 10.000 Euro ausgeben.

 

Die Boomer hatten es einfach besser – dieser Satz stimmt nicht immer, in Sachen Führerschein aber allemal. Heute kostet ein Pkw-Führerschein zwischen 2100 und 4400 Euro, so der ADAC. Das war früher deutlich billiger. Der Autor hat 1980 in etwa 2000 Deutsche Mark (DM) ausgegeben, und darin war bereits einmal „Durchfallen“ in der praktischen Prüfung inklusive, Schulfreunde kamen mit 1200 DM davon. Der Führerschein war nicht nur deutlich billiger, er war weitaus mächtiger. Heute gibt es zum höheren Kurs nur die Klasse B. Mit ihr darf man einen Pkw fahren – die zulässige Gesamtmasse des Fahrzeugs darf dabei 3500 Kilogramm nicht überschreiten. Für einen Pkw reicht das aus, bei Lieferwagen oder schweren Pickups und Geländewagen kann es schon eng werden. Hinter den Pkw darf man einen Anhänger bis 750 Kilogramm hängen, wenn Fahrzeug und Anhänger das Gewicht von 4250 Kilogramm nicht überschreiten. Der Anhänger darf allerdings schwerer sein, wenn das Gesamtgewicht maximal 3500 Kilogramm erreicht. Dabei ist stets das zulässige Gesamtgewicht gemeint. Also das Leergewicht plus der maximal erlaubten Zuladung und nicht das tatsächliche Gewicht.

Führerschein nur mit Mini-Anhänger

Was bedeutet das für einen Anhänger? Einen „Karren“, wie man ihn am Baumarkt ausleihen kann, darf man ziehen. Einen Wohnwagen eigentlich nicht mehr, es sei denn, man wählt ein sehr kleines Leichtgewicht. Für einen normal gewachsenen Wohnwagen, einen Pferdeanhänger, einen Verkaufsstand und Ähnliches reicht die Klasse B nicht aus. 

Art Führerschein vergessen 16.40

Im Vergleich zu diesen mageren Berechtigungen von heute wirkt die alte Klasse 3 wie die Königsklasse der Straßenverkehrsordnung. Bis 1999 war sie der Standardführerschein – mit ihm fuhren also nicht nur die Boomer, sondern auch die Generation X. Pkw bis 3,5 Tonnen waren natürlich inklusive, aber das ist erst der Anfang. Denn mit der Klasse 3 dürfen Fahrzeuge bis 7500 Kilogramm zulässigem Gesamtgewicht bewegt werden. Das umfasst jeden Heavy-Duty Pick-up – aber auch schwere Kastenwagen und „leichte“ Lkw. Nur die ganz großen Brummer waren tabu. Heute entspricht diese Berechtigung der Klasse C1. Wurde der Schein vor dem 01. April 1980 erworben, konnte man sogar ein Motorrad bis 125 Kubikzentimeter Hubraum und einer maximalen Leistung von 15 PS beziehungsweise 11 kW damit fahren. Heute müsste man gesondert die Klasse A1 erwerben. 

Klasse 3 erlaubt Riesen-Gespanne

Bei den Anhängern war die Klasse 3 besonders großzügig: Das Gespann von Zugfahrzeug und Anhänger durfte bis zu 18,75 Tonnen auf die Waage bringen. Allerdings ist heute eine regelmäßige Gesundheitsprüfung vorgeschrieben, wenn dieses Gewicht 12 Tonnen überschreiten soll und der Inhaber über 50 Jahre alt ist. Das machen meist nur Lkw-Fahrer, die meisten Inhaber der Klasse 3 lassen es bei 12 Tonnen bewenden. Die Entsprechung heute wäre die Lkw-Klasse C1 (bis 7,5 Tonnen) mit der Anhängerergänzung E – also C1E – dann darf das Gespann ebenfalls 12 Tonnen wiegen.

Was im Auto alles verboten ist Handys, Schnaps und Zeitungen (2190937)

Alles zusammengenommen entspricht der alte Dreier den heutigen Klassen B, A1 und C1 beziehungsweise C1E. Der Kostenvergleich nur zu B führt daher in die Irre. Bei Führerscheinkosten spielt das eigene Können eine große Rolle, entsprechend variieren die Preise. Für den kleinen Motorradführerschein A1 sollte man 1000 bis 3000 Euro kalkulieren. Der Lkw wird teurer. Die Kombination von C1 und E kostet in etwa 4000 Euro.

Nimmt man die Mittelwerte, sieht man sich diesen Kosten gegenüber: 3250 (B), 2000 (A1) plus 4000 (C1E); in Summe 9250 Euro. Auch wenn man die oben genannten 2000 DM – damals übrigens im oberen Bereich – einfach „eins zu eins“ in Euro umrechnet, ist der Preis in etwa um das 4,5fache gestiegen. Für die Jungen ist Autofahren deutlich teurer geworden.

Mehr Kosten, aber auch mehr Sicherheit?

Sind das nun reine „Bürokratiekosten“ oder Kosten, die für sinnvolle Schulungen anfallen? Das Extrembeispiel des alten Dreier wäre: Frisch den Führerschein auf einem Golf gemacht und dann mit einem 18-Tonnen-Gespann auf große Tour – mit Landstraßen und Bergpassagen. Erlaubt war das, und es wäre das Rezept für einen sicheren Unfall gewesen. Unwahrscheinlich, dass jemand so etwas gewagt hat. Üben und sich langsam herantasten, das war der Standard. Aber eben nicht zwingend. Früher setzte auch der Staat mehr auf Einsicht und Selbstverantwortung der Bürger, heute mehr auf verbindliche Vorschriften. Ähnlich sieht es mit der Berechtigung für schwere Anhänger und leichte Motorräder aus. Eine praktische Ausbildung fand damals in der Fahrschule nämlich nicht statt. Man kann also kaum sagen, dass der Boomer mit seinem Dreier Hänger, Lkw und Motorrad beherrscht hätte.Führerschein 17:51

Hat sich dieses Mehr an teurer Ausbildung in der Unfallstatistik niedergeschlagen? Das ist schwer zu sagen. Abgesehen vom Sonderfall der deutschen Wiedervereinigung ist die Zahl der Verkehrstoten seit 1970 kontinuierlich zurückgegangen, von über 19.000 Toten in der damaligen BRD auf etwa 2400 im Jahr 2023, also auch zur Zeit des Dreier. Bei gleichzeitiger starker Zunahme von Fahrzeugen und zurückgelegten Kilometern. 

Ewige Gültigkeit

Für den Rückgang sind eine Vielzahl von Faktoren verantwortlich. Dazu zählen geänderte Promillewerte, klügere Straßenführungen, eine effektive medizinische Versorgung und viel mehr eingebaute Sicherheit für Pkw-Insassen. In diesem Bündel kann sich auch die strengere Vergabe des Führerscheins einreihen. Ein besonderer Effekt ist in der Statistik allerdings nicht zu erkennen. Das kann auch niemand erwarten, da die eng gefassten neuen Klassen nur die Führerscheinneulinge betrafen. In den Jahren nach der Umstellung hat die übergroße Mehrheit der Fahrer noch von den umfassenden Erlaubnissen der Klasse 3 profitiert.

Bis heute, und das ist bitter für die Neuen. Boomer wie der Verfasser können nach wie vor Lkw bis 7,5 Tonnen bewegen – mit Anhänger sogar 12 Tonnen. Nur für den kleinen Motorradführerschein kam er ein wenig zu spät.