US-Präsident: Donald Trump kokettiert bei Fox News mit Rache an Joe Biden
Donald Trump hat sein erstes Interview als neuer US-Präsident gegeben. Auf Fox News wurde er von einem Freund interviewt. Das Gespräch nahm schnell eine unfreundliche Entwicklung.
Sean Hannity ist stolz. Seit 30 Jahren würden Donald Trump und er sich bereits kennen, berichtet er. „Wir haben eine Freundschaft und wir haben eine berufliche Beziehung“, sagt der konservative Moderator von Fox News. Als Hannity diese Worte spricht, sitzt er dem 45. und 47. Präsidenten im Oval Office gegenüber. Trump hat Hannity ausgewählt, um mit ihm das erste Interview in seiner zweiten Amtszeit zu führen. Zwei Freunde unter sich.
Der Präsident empfängt seinen Freund am Mittwochvormittag im Weißen Haus, die ersten 40 Minuten werden am Abend um 21 Uhr zur besten Sendezeit im Fernsehen ausgestrahlt, am Donnerstagabend soll es weitergehen. Kritische Fragen muss Trump bei seinem Freund Sean nicht fürchten. Der 78-Jährige hört den Fragen seines Gesprächspartners geduldig zu, er weiß, dieses Interview wird kein Kampf, wie er ihn bei CNN oder ABC wohl erwarten müsste, sondern ein Termin der Kategorie: feel good.
Vielleicht ist es dieses friedliche Umfeld, das den Präsidenten in Redelaune bringt. Natürlich preist sich Trump wie gewohnt selbst. Ukraine, Afghanistan, Israel, Inflation – mit ihm wäre das alles nicht passiert. So weit, so bekannt. Doch dann geht es um die präventiven Begnadigungen, die Joe Biden an seinem letzten Tag im Amt ausgesprochen hat. Und Trump tätigt Aussagen, die als Drohung gegen seinen Amtsvorgänger verstanden werden können.
Polizist zu Begnadigungen 13.48
Zunächst führt der Präsident aus, dass er sich bei seinem zwischenzeitlichen Abschied aus dem Weißen Haus vor über vier Jahren gegen präventive Begnadigungen für Familienmitglieder und enge Verbündete entschieden hatte – eine Feststellung, die wahr ist. „Wir hatten Leute, die gelitten haben. Sie haben Bannon ins Gefängnis gebracht“, sagt Trump. Sein früherer Chefstratege Steve Bannon musste tatsächlich ins Gefängnis, aber nicht wegen Biden oder den Demokraten, sondern weil er eine Vorladung des Kongresses ignoriert hatte, um vor dem Untersuchungsausschuss zum 6. Januar auszusagen.
Leute wie Bannon hätten auch niemals eine Begnadigung von ihm angenommen, behauptet Trump, selbst wenn er diese angeboten hätte. Und dann geht es wieder um Biden. „Dieser Typ ging herum und begnadigte alle. Und das Lustige, vielleicht auch das Traurige ist, dass er sich selbst nicht begnadigt hat. Und wenn man sich das anschaut, hatte das alles mit ihm zu tun.“
Donald Trump spielt mit Drohungen gegen politische Gegner
Trump liebt oftmals die klare Sprache, aber in gewissen Situationen begibt er sich ins Ungefähre, in die Andeutung. Warum es „lustig“ oder „traurig“ sein könnte, dass Biden sich nicht selbst begnadigt hat, führt er nicht aus. Muss er auch gar nicht. Schon im Wahlkampf hatte er immer wieder damit kokettiert, einen Sonderermittler einzusetzen, um Biden und seiner Familie den Prozess zu machen. Es sind solche Assoziationen, die der Präsident mit seinen Aussagen bedient.
Später fragt Hannity, ob Trump meine, die künftige Generalstaatsanwältin solle Bidens Begnadigungen untersuchen. Der Präsident verweist zunächst auf seine eigenen Verfahren, die gegen ihn liefen. „Ich bin vier Jahre lang durch die Hölle gegangen. Ich habe Millionen von Dollar an Anwaltskosten ausgegeben und gewonnen, aber ich habe es auf die harte Tour gemacht“, sagt Trump. Und schließlich: „Es ist wirklich schwer zu sagen, dass sie das alles nicht durchmachen sollten.“
Trump als Auserwählter Gottes 6:17
Trump sagt nicht, dass er seine designierte Justizministerin Pam Bondi darauf ansetzen wird, gegen Biden vorzugehen. Stattdessen sinniert er darüber, warum „sie“ das vielleicht auch durchmachen sollten. Trump ist der vielleicht erfahrenste Präsident, den es je im Umgang mit Fernsehkameras gegeben hat. Er weiß genau, wie seine Sätze im Anschluss aufgefasst und diskutiert werden.
An Tag eins seiner erneuten Präsidentschaft schockierte Trump mit der Freilassung von hunderten Straftätern vom 6. Januar sowie weitreichenden Dekreten, um Zuwanderung und Asyl nach Amerika zu beenden.
An Tag zwei lieferte er sich ein Scharmützel mit einer Bischöfin.
An Tag drei kokettiert er mit Rache und Vergeltung an Joe Biden.
Es wäre eine Überraschung, wenn es an Tag vier ruhig bliebe.